Tag 2: Donnerstag, 20. Oktober 2022
Sieben, fünf, drei, Rom kroch aus dem Ei – Rom – Teil 1
„Alle Wege führen nach Rom.” (Sprichwort)
Rom an einem Tag entdecken, so in etwa sieht unser Plan für heute aus. Viel mehr Zeit bleibt uns nicht für die Ewige Stadt, was nicht nur an unserer Kreuzfahrt, sondern auch an den extrem teuren Hotels liegt. Und so entscheiden wir uns für den Hop on Hop off Bus, der hier in Rom übrigens, so viel möchte ich mal vorneweg nehmen, eine recht gute Wahl ist. Dass das auch anders sein kann, werden wir noch erleben.
Der Startpunkt der Busse ist ganz in der Nähe unseres Hotels, das ist schon mal positiv. Auch die dreißig Euro für den ganzen Tag sind noch ganz okay und da die Busse von CitySightseeing Roma auch eine gute Frequenz haben, entscheiden wir uns für diesen Anbieter. Dazu sollte man wissen, dass es in Rom vier verschiedene Unternehmen gibt, die um die Gunst der Touristen buhlen.
Wir starten so also direkt vor dem Roma Termini und fahren zunächst an der Kirche Santa Maria Maggiore, einer der vier Papstbasiliken, vorbei. Da ich das Gotteshaus noch genauer anschauen werde, gehe ich jetzt nicht weiter darauf ein.
Die Fahrt folgt nun auf für uns altbekannten Pfaden, denn auf Teilen der nächsten Kilometer sind wir auch am Tag zuvor auf dem Weg vom Flughafen unterwegs gewesen. Jetzt aber können wir der Stadttour über Kopfhörer lauschen und ohne hinderliche Glasscheiben fotografieren, denn wieder sitzen auf dem Oberdeck, ohne Dach über dem Kopf.
Das erste weltbekannte Gebäude Roms, das wir auf der Tour zu sehen bekommen, ist das Kolosseum. Aussteigen tun wir allerdings nicht, denn uns ist bereits jetzt klar, dass wir an einem Tag nur einen Bruchteil von Rom genauer anschauen können und hier braucht man schon etwas Zeit, denn es tummeln sich viele Besucher vor den antiken Mauern.
Das Kolosseum ist der größte geschlossene Bau der Antike und noch heute das größte je gebaute Amphitheater der Welt. Errichtet wurde der Veranstaltungsort zwischen 72 und 80 n. Chr. und noch heute ist die Ruine eines der Wahrzeichen von Rom. Nach seiner Fertigstellung wurde das Kolosseum dem Geschichtsschreiber Cassius Dio zufolge mit hunderttägigen Spielen eröffnet. Darunter waren Gladiatorenkämpfe, nachgestellte Seeschlachten und Tierhetzen.
Wie hoch die Baukunst der Römer der damaligen Zeit war, zeigt aber nicht nur die Architektur des Kolosseums, sondern auch das besonders ausgeklügelte System, mit dem man die Besucherränge in fünfzehn Minuten füllen und in nur fünf Minuten räumen konnte. Noch heute wird sich beim Stadionbau dieses Systems bedient. Rund 50.000 Besucher konnten im Kolosseum in Rom an Veranstaltungen teilnehmen, die rund 450 Jahre lang regelmäßig in dem Bau stattfanden.
Gleich neben dem Kolosseum erhaschen wir einen kurzen Blick auf den Konstantinsborgen, einen dreitorigen Triumphbogen, der zwischen 312 und 315 zu Ehren von Kaiser Konstantin errichtet wurde. Im Mittelalter wurde der Bogen in die Stadtbefestigung integriert und erst im 19. Jahrhundert in den heutigen Zustand versetzt.
Eine weitere historische Stätte, die wir vom Bus entdecken können, ist der Circus Maximus. Mit einer Gesamtlänge von sechshundert Metern und einer Breite von 140 Metern war er der größte Circus des antiken Roms. Zwischen 150.000 und 250.000 Besucher fanden einst auf den Rängen Platz und konnten von dort bis ins 6. Jahrhundert vor allem Wagenrennen bestaunen.
Während der Circus Maximus heute größtenteils nur noch als Rasenfläche erhalten ist, sind die Ruinen der Südtribüne noch sehr gut erhalten und können auch besichtigt werden.
Und weiter geht die Fahrt durch die Straßen Roms. Überall gibt es etwas zu sehen und zu entdecken. Man könnte wahrscheinlich Wochen in der Stadt verbringen, ohne dass es langweilig wird. Wir aber fahren immer weiter und kommen so am Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II. vorbei. Das 1927 erbaute Monument ist dem ersten König des neu gegründeten Königreichs Italien, Viktor Emanuel II. aus dem Haus Savoyen., gewidmet. Im Inneren befindet sich ein Museum, das an die italienischen Staatsgründungsbewegungen im 19. Jahrhundert erinnert.
Nur einen Augenblick später passieren wir schon die zwischen 1522 und 1573 errichtete Kirche Santa Maria di Loreto, die für die Zunft der Bäcker erbaut wurde.
Fünf Stopps haben wir inzwischen verstreichen lassen, doch vom Oberdeck des Busses können wir an einem Tag einfach am meisten sehen. Das wäre zu Fuß nicht möglich. Und um an jedem Stopp auszusteigen, würde es auch mehrere Tage benötigen. So geht die Fahrt einfach weiter und wir halten unsere Eindrücke mit den Kameras fest.
Am sechsten Stopp ist jedoch alles anders, denn hier wollen wir doch aussteigen. Schließlich gilt es noch ein neues Land zu entdecken und auch die anderen interessanten Bauwerke in der Umgebung sind hier nur per Pedes zu erkunden. Der Bus kann nicht über die Tiberbrücke an der Engelsburg fahren.
So stehen wir nun also am Tiber, dem drittlängsten Fluss Italiens, der sich auch durch die Hauptstadt Rom schlängelt. Der rund vierhundert Kilometer lange Fluss war einst Lebensader von Rom und lange Zeit auch die einzige Wasserversorgung der Stadt.
Die Engelsbrücke ist heute eine von vielen Brücken über den Fluss und inzwischen ausschließlich Fußgängern vorbehalten. Eine erste Brücke wurde an dieser Stelle bereits im 2. Jahrhundert errichtet und in den folgenden Jahrhunderten mehrmals ersetzt. Der letzte große Umbau fand im 17. Jahrhundert statt und zu jener Zeit wurden auch die zehn großen Engelsfiguren auf der Brücke aufgestellt, die sie noch heute zieren.
Die einstige Hauptbrücke Roms führt direkt zur Engelsburg, die ursprünglich als Mausoleum für Kaiser Hadrian sowie seine Nachfolger errichtet wurde. Später bauten verschiedene Päpste die Anlage zur Burg aus und seit 1906 ist das Gebäude schließlich als Museum öffentlich zugänglich. Für uns muss heute aber ein Blick von außen reichen, denn wir wollen weiter.
Gleich hinter der Engelsburg beginnt die Via della Conciliazione (die Straße der Versöhnung), eine 1936 unter Benito Mussolini geplante und zum päpstlichen Jubeljahr 1950 fertiggestellte, rund 500 Meter lange Straßenachse. Sie führt direkt zum Petersdom, den wir in der Ferne auch schon sehen können.
Und dann überschreiten wir die Grenze zu einem neuen Staat, den wir noch nie zuvor besucht haben, dem Vatikanstaat. Es gibt hier weder Grenzkontrolle noch irgendeine gut sichtbare Markierung, und doch fällt auf, dass wir Italien verlassen haben, zuerst am Polizeiauto mit den Symbolen des Vatikanstaates.
Der Vatikan ist heute der kleinste anerkannte Staat der Erde und der einzige, in dem Latein die Amtssprache ist. Der Zwergstaat ist eine absolute Wahlmonarchie, deren Oberhaupt der Papst ist. Er wird von den Kardinälen gewählt und scheidet nur durch Tod oder Rücktritt aus diesem Amt aus.
Das Zentrum des Vatikans bildet der Petersdom, die größte christliche Basilika der Welt. Der Vorgängerbau der heutigen Kirche wurde um 324 von Konstantin dem Großen über dem vermuteten Grab des heiligen Petrus errichtet. Das aktuelle Gotteshaus wurde zwischen 1506 und 1626 erbaut, die Ausstattung zog sich jedoch noch weitere Jahrzehnte hin.
Der Petersdom grenzt an den Petersplatz, der von siebzehn Meter breiten Kolonnaden umgeben wird. Auf den Kolonnaden befinden sich die rund drei Meter hohen Statuen von 140 Heiligen, die Ende des 17. Jahrhunderts aufgestellt wurden.
An beiden Seiten des bis zu 240 Meter breiten Oval, das den Petersplatz bildet, stehen rund 14 Meter hohe Brunnen, die 1613 beziehungsweise 1677 aufgestellt wurden.
In der Mitte des Platzes steht schließlich der Vatikanische Obelisk, der aus dem Circus des Caligula und Nero stammt, der sich einst in der Nähe befunden hat. In diesem Circus soll der Apostel Petrus der Überlieferung nach hingerichtet worden sein. Im Fuß des rund 25 Meter hohen Obelisken, der aus dem alten Ägypten stammt, soll sich die Asche Caesars und in seiner Spitze ein Splitter des Kreuzes Christi befinden. An seinem heutigen Platz wurde der Obelisk 1586 aufgestellt.
Zum Abschluss unseres Vatikanbesuchs gibt es für mich noch ein Erinnerungsfoto vor dem Petersdom. Für die Besichtigung des Gotteshauses sowie der Museen und der Sixtinischen Kapelle bleibt uns heute auch keine Zeit. Und wenn ich mir die Schlangen hier so anschauen, dann bedarf das auch sehr guter Planung, wenn man nicht stundenlang in brütender Hitze anstehen will.
Für uns geht es den selben Weg zurück zum Tiber und wieder über die Engelsbrücke, an deren Ende sich die Haltestelle des Hop on Hop off Busses befindet.