Tag 13: Montag, 31. Oktober 2022
Neuland – Canet-en-Roussillon nach Andorra La Vella – Teil 1
„Kümmere dich nicht um die Schlaglöcher in der Straße und zelebriere die Reise.” (Fitzhugh Mullan)
So ganz klappt das mit dem Sonnenaufgang heute nicht. Über dem Horizont haben sich ein paar Wolken angesammelt. Die Sonne zeigt sich erst etwas später. Von meinem Balkon kann ich das Schauspiel gut verfolgen.
Anschließend treffe ich mich mit C. zum Frühstück. Auch wenn die Auswahl nicht riesengroß ist, ist alles lecker und auch schön angerichtet.
Nach dem Frühstück verladen wir unser Gepäck und dann geht es nochmal kurz an den Strand. Es ist letzte Möglichkeit, nochmal kurz das Mittelmeer zu genießen, bevor wir ins Inland fahren.
Eine knappe halbe Stunde brauchen wir, bis wir Perpignan erreichen, die Hauptstadt der französischen Region Okzitanien. Das Gebiet gehörte einst zu Katalonien und wurde erst 1659 durch den Pyrenäenvertrag dauerhaft an Frankreich abgetreten. Trotzdem ist das katalanische Brauchtum noch allgegenwärtig und auch die offizielle Sprache in der Region ist neben Französisch das Katalanische, das auch in der Schule gelehrt wird.
Mit dieser Geschichte verbunden ist unser erstes Ziel in der Stadt, der Palast der Könige von Mallorca. Die Festung ist in einer Zeit entstanden, als Perpignan die Hauptstadt des Königreiches Mallorca war, das am 21. August 1262 entstand. Damals übertrug Jakob I. von Aragon seinem Sohn Jakob II. die Balearen zusammen mit den Grafschaften Rosselló und Cerdanya und der Herrschaft Montpellier. Jakob II. war es, der im Jahr 1276 den Bau eines Palastes in Perpignan befahl.
Wir haben Glück und finden direkt vor der Festungsmauer einen Parkplatz. Von hier sind es nur wenige Schritte bis zum Eingangsbereich. Dieser führt uns in die Festung hinein.
Die äußere Festungsanlage ist allerdings erst später entstanden. Als die Franzosen das Gebiet um Perpignan übernahmen, bauten sie auch die Verteidigungsanlage aus und verstärkten die Abwehrsysteme.
Der originale Palast von Mallorca befindet sich inmitten der heutigen Festung und wird durch einen Torturm betreten. Im Bau vermischen sich spanische und arabische Baustile sowie einige Elemente der Gotik.
Nicht nur die gesamte Festung, auch der Palast erfuhr immer wieder Umbauten und Änderungen, denn das Königreich von Mallorca existierte nur von 1229 bis 1349, anschließend ging es in der Krone von Aragon auf. Neben dem Palast hier in Perpignan wurden übrigens auch andere bekannte Bauwerke in der relativen kurzen Zeit des Königreiches von Mallorca errichtet. Dazu gehören das Castell de Bellver, die Kathedrale von Palma sowie die Kathedrale von Ibiza.
Nach dem Durchschreiten des Torhauses gelangen wir in einen großen Innenhof, der von den vier Seiten des Palastes umschlossen wird. Hier befindet sich auch die Kasse, denn die weitere Besichtigung ist kostenpflichtig. Nur der Außenbereich und die Festungsmauern sind kostenfrei zugänglich.
Während C. nicht mit in den Palast kommen mag, starte ich meinen Rundgang mit dem Aufstieg auf den Torturm. Dazu sind einige Treppen zu erklimmen, doch die Mühe zahlt sich aus und ich werde mit einem schönen Rundumblick belohnt.
Auf diesem Bild zu sehen ist die Innenstadt von Perpignan und hinten rechts die Kathedrale der Stadt, die wir später noch besichtigen werden.
Vom Turm habe ich auch einen schönen Blick in den Innenhof und die gegenüberliegende Gebäudeseite, die nun mein nächstes Ziel ist. Über weitere Treppen führt mich der Weg in den Arkadengang.
Auf dieser Seite des Palastes befanden sich einst die Gemächer des Königs und der Königin. Angeschlossen ist hier auch eine Gartenanlage, die allerdings verschlossen ist. Warum, das kann ich nicht herausfinden. Allerdings gibt es zumindest den Schlossführer sogar in deutscher Sprache, sodass ich zumindest die einzelnen Räume erklärt bekomme. In den Räumen selbst sind alle Schilder in Französisch und Katalanisch zu finden.
Zum Palast gehören auch gleich zwei Kapellen, die übereinander angeordnet sind. Die obere Kapelle hat eine höhere Decke, die mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe sowie hohen gotischen Fenstern versehen wurde.
Auch die untere Kapelle ist typisch gotisch ausgestaltet, wirkt aber durch die geringe Deckenhöhe kleiner und privater. Sie ist die Kapelle der Königin, die für private Gebete vorgesehen war.
In einigen der angeschlossenen Räume sind noch Teile der alten Wandverzierungen zu finden. Hier bekommt man eine Ahnung, wie prachtvoll der Palast einst ausgestattet war.
In einigen Räumen eines der Seitenflügel ist zudem noch ein Museum eingerichtet worden, in dem Prunkstücke aus der damaligen Zeit gezeigt werden. Perpignan war auch ein Zentrum der Goldschmiedekunst und viele der prächtigen Schmuckstücke sind hier vor Ort entstanden.
Im letzten Raum sind schließlich noch zwei der originalen Glocken aus der Kapelle zu finden, die inzwischen durch Kopien ersetzt wurden.
Zurück im Innenhof, endet mein kleiner Rundgang durch den Palast und ich treffe hier auch C. wieder. Anschließend gehen wir zurück zum Auto, um von hier in die Innenstadt zu fahren.
In Perpignan führt uns das Navi durch die engen Gassen der Stadt. Unser Ziel ist ein Parkhaus im Zentrum, das wir auch problemlos erreichen. Es befindet sich direkt unter dem Place de la República Catalana, auf dem wir unseren Rundgang durch die Stadt starten.
Schon in römischer Zeit war die Gegend um Perpignan besiedelt, die Stadt selbst wurde jedoch erst 927 erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts von Roussillon gelangte die Stadt 1172 unter die Krone von Aragon und war von 1276 bis 1344 Hauptstadt des Königreichs von Mallorca. Über die Jahrhunderte war die Region immer wieder umkämpft und gehörte zwar größtenteils zu Spanien, kurze Zeit marschierten jedoch immer wieder die Franzosen ein, bis Spanien das Gebiet 1659 endgültig an Frankreich abtreten musste.
Wir bummeln durch die Gassen der Stadt und kommen dabei auch am Palais de la Députation vorbei, dem Gebäude der Regionalregierung, das als ein Paradebeispiel der aragonesischen Architektur gilt und im 15. Jahrhundert erbaut wurde.
Gleich nebenan befindet sich das Rathaus von Perpignan. Hier können wir zumindest einen Blick in den Innenhof des Gebäudes werfen, wo sich eine Statue der Mediterrània befindet.
Wir laufen weiter und gelangen zum Castillet, das ein erhaltener Teil der Stadtbefestigung von Perpignan ist. Die Festung wurde 1368 im maurischen Stil erbaut und 1481 bis 1485 um das nördliche Stadttor mit der „Porte Notre-Dame“ ergänzt. Als die Stadtbefestigung nicht mehr gebraucht wurde, wurde die Festung vom 17. bis 19. Jahrhundert als Gefängnis genutzt. Die angrenzenden Stadtmauern wurden um 1904 abgerissen, als die Stadt erweitert wurde.
Zwar gibt es in der Festung ein Museum für katalanische Kunst, wir aber begnügen uns heute mit dem Blick von außen und setzen unseren Weg durch die Stadt fort.
Nach kurzem Fußweg erreichen wir die Kathedrale von Perpignan, die Catedral Sant Joan Baptista. Mit dem Bau des Gotteshauses wurde 1324 begonnen. Bald jedoch kamen die Bautätigkeiten ins Stocken und wurden aufgrund der Pestwellen in Europa völlig unterbrochen. Erst 1433 wurde der Bau fortgesetzt und im Jahr 1509 konnte die Kirche geweiht werden. Zur Kathedrale wurde sie erst 1601 erhoben und erhielt 1875 durch Papst Pius IX. zusätzlich den Titel basilica minor.
Natürlich werfen wir auch einen Blick in das achtzig Meter lange, achtzehn Meter breite und zweiundzwanzig Meter hohe Kirchenschiff. Die reiche Ausstattung stammt aus vielen Jahrhunderten und spiegelt die verschiedenen Epochen von der Gotik über Renaissance und Barock bis hin zur Neugotik wider.
Neben der Kathedrale befindet sich der Klosterfriedhof Saint-Jean, der seit seiner Restaurierung als Campo Santo bekannt ist. Erbaut wurde das Areal im 14. Jahrhundert und jede Nische enthielt einst das Wappen einer wohlhabenden Familie der Stadt, deren Mitglieder hier ihre letzte Ruhe fanden.
Nun wird es aber Zeit zum Auto zurückzukehren, denn wir haben noch ein ganzes Stück Strecke vor uns und wir wollen auch noch einige Orte unterwegs besichtigen. Um die Mittagszeit verlassen wir also Perpignan und brechen zu unserer Fahrt nach Westen auf.