Stadtrundgang durch Braunschweig, Niedersachsen – Teil 2
Nachdem ich im ersten Teil meines Stadtrundgangs durch Braunschweig das Residenzschloss, die Burg Dankwarderode und den Burgplatz sowie den Dom besucht habe, will ich mir nun auch noch andere Teile der Altstadt anschauen. Auch wenn Braunschweig im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden davongetragen hat, gibt es noch immer viele historische Zeugnisse zu entdecken.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Altstadt und Kohlmarkt
Ich folge weiter der Fußgängerzone, wo noch die alte Tradition der Leierkastenmänner gepflegt wird. Eine schöne Tradition, die leider immer mehr ausstirbt. So ist es besonders schön, hier noch auf einen dieser Musiker zu treffen.
Nach ein paar Minuten erreiche ich den Kohlmarkt. Der Name ist nicht etwa auf das Gemüse Kohl zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Kohle, die hier früher verkauft wurde. Schon um 1000 war dieser Platz, an dem verschiedene Handelsstraßen zusammentrafen, besiedelt. Die heutige Bebauung ist allerdings viel jünger, jedoch deswegen nicht weniger sehenswert.
Zu den schönsten Gebäuden am Platz zählt das „Haus zum Stern”. Einst befand sich hier ein großes Fachwerkhaus, das schon 1356 als „to dem guldenen Sterne“ genannt wurde. Im Jahr 1894 wurde es trotz massiver Proteste aus der Bevölkerung abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Und der hat sogar den Krieg überlebt und steht so noch heute am Kohlmarkt.
Schräg gegenüber ragt das „Haus zur Sonne” empor, das seinen Namen wegen der golden Sonne am Giebel erhalten hat. Der steinerne Neubau von 1792 ersetzte ein altes Fachwerkhaus und wurde seinerseits 1885 nochmals im Stil der Deutschen Renaissance verändert.
Neben den oben erwähnten gibt es noch weitere sehenswerte Gebäude rund um den Platz, während in der Mitte ein Brunnen sprudelt.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Altstadtrathaus
Das Braunschweiger Altstadtrathaus ist eines der ältesten noch erhaltenen Rathäuser in Deutschland. Teile des Bauwerks stammen bereits aus dem 13. Jahrhundert. Erwähnt wird das Rathaus 1302 zum ersten Mal, doch Holzbalken können bereits auf das Jahr 1288 datiert werden. Erst Mitte des 15. Jahrhundert war das Rathaus nach mehreren Umbauten vollendet.
Im Jahr 1671 endete jedoch die städtische Selbstverwaltung der Altstadt und damit die Geschichte des Gebäudes als Rathaus. Es wurde zweckentfremdet und verfiel ständig weiter. Erst zwischen 1841 und 1852 wurde das Gebäude saniert, nachdem zuvor geradeso der Abriss der Laubengänge verhindert werden konnte. Seit 1858 ist das Altstadtrathaus schließlich wieder im Besitz der Stadt und wird heute zu Repräsentationszwecken genutzt.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Martinikirche
Heinrich der Löwe gilt auch als Initiator für den Bau der Martinikirche, mit dem um 1190 begonnen wurde. Sie ist die einzige doppeltürmige Kirche aus dem Mittelalter in Braunschweig und wurde zunächst als romanisches Gotteshaus konzipiert, bevor sie zwischen 1250 und 1400 zu einer gotischen Hallenkirche ausgebaut wurde.
Ein besonders schönes Stück der Inneneinrichtung ist der sechsundzwanzigarmige Leuchter aus dem 16. Jahrhundert, der vor dem Altarraum hängt und von Jost Kale gestiftet wurde.
Die erste Orgel der Kirche wurde bereits 1510 von Johann Sporleder gebaut, das heutige Orgelprospekt stammt aber aus dem Jahr 1631. Sowohl das Instrument als auch die Emporenbrüstung sind reich mit Abbildern der zwölf Apostel und Szenen aus der Passionsgeschichte verziert.
Seit 1528 ist übrigens auch die Martinikirche ein evangelisches Gotteshaus und in ihr finden noch heute regelmäßig Gottesdienste statt. Aber auch für Konzerte wird die Kirche immer wieder genutzt.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Entlang der Oker
Schließlich erreiche ich die Oker, die große Teile des Braunschweiger Zentrums umfließt. Der Fluss wird von mehreren Brücken überspannt und am Ufer befinden sich Spazierwege. Fast wie ein Ring umschließt der Fluss heute die historische Altstadt. Diese sogenannte Okerumflut wurde als Teil der Stadtbefestigung geschaffen.
Über einen dieser Wege erreiche ich den alten Bahnhof. Der einstige Kopfbahnhof diente von 1838 bis 1960 als Hauptbahnhof von Braunschweig, bevor dieser an den heutigen Ort verlegt wurde. Das 1843 bis 1845 entstandene Empfangsgebäude wurde jedoch im Krieg weitgehend zerstört. Nur die Nordfassade ist gut erhalten geblieben und wurde 1960 in einen Neubau integriert.
Nach einer Weil verlasse ich das Okerufer wieder und schlage den Weg zurück in die Altstadt ein. Dabei überquere ich den Lessingplatz, der 1858 erstmalig so genannt wurde. Der berühmte Dichter der Aufklärung, Gotthold Ephraim Lessing, verstarb 1781 in Braunschweig und hier wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Dahinter befindet sich die zwischen 1795 und 1796 erbaute Garnisons-Schule. Bis 1926 diente das Gebäude als Schule, heute sind hier Büros untergebracht.
Eine weitere Kirche in Braunschweig ist die Ägidienkirche, die der einzige hochgotische Hallenkirchenbau der Stadt ist. Das turmlose Gotteshaus gehörte viele Jahrhunderte zu einem katholischen Kloster, wurde jedoch im 19. Jahrhundert nach der Auflösung des selbigen zu einem evangelischen Gotteshaus. Später wurde die Kirche sogar als Ägidienhalle profan genützt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie erneut katholisch geweiht und ist seitdem die katholische Hauptkirche in Braunschweig.
Durch eine kleine Gasse am Ägidienmarkt gelange ich schließlich in Richtung meines Ausgangspunktes am Schloss. Doch bevor ich dorthin zurückkehre, will ich noch zwei letzte Ziele ansteuern.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Happy Rizzi House
Mein vorletzter Stopp soll das Happy Rizzi Haus sein, das vom amerikanischen Künstler James Rizzi entworfen und vom Braunschweiger Architekten Konrad Kloster umgesetzt wurde. Grundsteinlegung war 1999 und nach zweijähriger Bauzeit konnte das Gebäude eingeweiht werden.
Seit rund zehn Jahren ist in dem Gebäude ein Teil der Verwaltung des Braunschweiger Modelabels New Yorker untergebracht, dessen Logo auch über dem Haupteingang zu sehen ist.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Magniviertel
Zu guter Letzt besuche ich noch das Magniviertel, das eines der ältesten Stadtviertel von Braunschweig ist. Noch heute gibt es hier ein Ensemble gut erhaltener Fachwerkhäuser, die den Krieg überstanden haben. Die meisten stammen aus dem 15. Jahrhundert.
In der Mitte des Viertels steht die Magnikirche, die bereits 1031 geweiht wurde. Und in dieser Urkunde wird die Stadt Braunschweig als „Brunesguik“ erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirche wurde im Krieg stark beschädigt, sodass im Inneren heute nichts von dem historischen Gotteshaus erhalten ist.
Am Giebel des Chors wurde 1958 die moderne Plastik „Der Rufer” von Bodo Kampmann angebracht. Er symbolisiert einen apokalyptischen Engel, der auf der Trompete zum Jüngsten Gericht bläst.
Auf dem Weg zurück zu den Schlossarkaden komme ich noch am Herzog Anton Ulrich-Museum vorbei, das bereits 1754 in Braunschweig eröffnet wurde. Es ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen Deutschlands und ist nach deinem Gründer, Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel benannt.
Stadtrundgang durch Braunschweig – Fazit
Damit endet mein Stadtrundgang durch Braunschweig. Sicherlich gäbe es noch so einiges mehr zu sehen, doch einen ersten Eindruck von der zweitgrößten Stadt Niedersachsens habe ich auf jeden Fall bekommen. Mein Fazit, Braunschweig ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch wenn es heute leider nicht mehr ganz so viele historische Fachwerkhäuser gibt, wie noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Einiges wurde doch wieder aufgebaut oder hat die Jahrhunderte überdauert. Braunschweig hat mich auf jeden Fall positiv überrascht, denn so richtig hatte ich mich zuvor nie mit der Stadt beschäftigt.
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