Stadtrundgang durch Braunschweig, Niedersachsen – Teil 1

Mit knapp einer Vier­tel­mil­li­on Ein­woh­ner ist Braun­schweig immer­hin die zweit­größ­te Stadt in Nie­der­sach­sen nach Han­no­ver. Die Ursprün­ge gehen bis auf das 9. bis 11. Jahr­hun­dert zurück, als Hein­rich der Löwe die Stadt zu einer ein­fluss­rei­chen Han­dels­me­tro­po­le mach­te, die ab dem 13. Jahr­hun­dert sogar der Han­se ange­hör­te. Heu­te ist Braun­schweig eine leben­di­ge Groß­stadt und auf jeden Fall einen Besuch wert. Auf mei­nem Stadt­rund­gang habe ich eini­ge der inter­es­san­te­sten Sehens­wür­dig­kei­ten besucht.

Stadtrundgang durch Braunschweig – Residenzschloss und Quadriga

Mein Rund­gang star­tet vor dem Braun­schwei­ger Resi­denz­schloss, das, wenn man auf dem Schloss­platz steht, inzwi­schen wie­der die Illu­si­on eines präch­ti­gen Stadt­schlos­ses erzeugt. Mehr als eine Illu­si­on ist es jedoch lei­der nicht, denn Braun­schweig wur­de im Zwei­ten Welt­krieg durch Luft­an­grif­fe stark zer­stört und dabei auch das Stadt­schloss getrof­fen. Im Jahr 1960 wur­de das Gebäu­de, ein in West­deutsch­land ein­ma­li­ger Vor­gang im Gegen­satz zum Han­deln der DDR im Nach­kriegs­deutsch­land, ein­fach abge­ris­sen und durch eine Park­an­la­ge ersetzt. Das heu­ti­ge Schloss ent­stand erst 2005 bis 2007 und dahin­ter schließt sich ein moder­ner Neu­bau an, der ein Ein­kaufs­zen­trum beher­bergt. Vom Schloss­platz gese­hen, ist die Illu­si­on aller­dings per­fekt gelun­gen und der Betrach­ter hat den Ein­druck, das Resi­denz­schloss ist wiederauferstanden.

Vor dem Schloss ste­hen zwei Rei­ter­stand­bil­der, die hier 1874 erst­ma­lig auf­ge­stellt wur­den und 2007 an ihren ursprüng­li­chen Platz zurück­kehr­ten. Sie zei­gen Karl Wil­helm Fer­di­nand von Braun­schweig (1735–1806), Her­zog von Braunschweig-​Wolfenbüttel und sei­nen Sohn Fried­rich Wil­helm (1771–1815), Her­zog zu Braun­schweig und Lüne­burg, die bei­de als Heer­füh­rer in den napo­leo­ni­schen Krie­gen fielen.

Direkt hin­ter den Schloss­mau­ern ver­ber­gen sich inzwi­schen das 2011 eröff­ne­te Schloss­mu­se­um, das in zehn Räu­men Aus­stel­lungs­stücke aus der alten Resi­denz zeigt, sowie die Braun­schwei­ger Stadt­bi­blio­thek, bevor sich dahin­ter das Ein­kaufs­zen­trum anschließt. Besucht wer­den kann auch die Qua­dri­ga auf dem Dach des Gebäudes.

Die Qua­dri­ga ist inzwi­schen die Drit­te, die das Dach der Resi­denz schmückt. Nach dem Neu­bau des Stadt­schlos­ses wur­de sie ursprüng­lich 1855 nach einem Ent­wurf von Ernst Riet­schel gefer­tigt. Auf­ge­stellt wur­de sie 1863, doch bereits zwei Jah­re spä­ter bei einem Groß­brand im Schloss zer­stört. Das Modell für den Bau der Qua­dri­ga steht heu­te noch im Alber­ti­num in Dres­den. Doch zurück nach Braun­schweig, wo bereits 1868 eine neue Qua­dri­ga auf­ge­stellt wur­de. Die­se über­leb­te sogar den Krieg fast unbe­scha­det, wur­de danach jedoch von Metall­die­ben zer­stört und in den 1950er Jah­ren end­gül­tig ver­schrot­tet. Erst 2008 kam das inzwi­schen drit­te Stand­bild nach dem ori­gi­na­len Ent­wurf zurück auf das Dach der Residenz.

Die Braun­schwei­ger Qua­dri­ga ist übri­gens die mit Abstand größ­te der fünf Qua­dri­gen, die es in Deutsch­land gibt. Die ande­ren ste­hen auf dem Bran­den­bur­ger Tor in Ber­lin, dem Sie­ges­tor in Mün­chen, der Sem­per­oper in Dres­den sowie der Alten Oper in Frankfurt/​Main. Wäh­rend auf der Ber­li­ner Qua­dri­ga die Sie­ges­göt­tin Vik­to­ria und auf der Münch­ner die Bava­ria zu sehen sind, wird die Braun­schwei­ger Qua­dri­ga von der Bru­no­nia, der Lan­des­göt­tin des Her­zog­tums und Frei­staa­tes Braun­schweig, gelenkt.

Rund um die Qua­dri­ga befin­det sich eine Dach­ter­ras­se, die durch einen Auf­zug oder eine Trep­pe erreicht wer­den kann und einen schö­nen Blick auf Braun­schweig und natür­lich die Qua­dri­ga freigibt.

Lei­der sind im Vor­der­grund heu­te ver­mehrt nicht sehr schö­ne Nach­kriegs­bau­ten zu sehen und man kann nur noch erah­nen, wel­ches Bild sich hier vor dem Krieg bot, als Braun­schweig als größ­te Fach­werk­statt Deutsch­lands galt. An histo­ri­schen Gebäu­den ste­chen vor allem der Rat­haus­turm sowie der Dom hervor.

Stadtrundgang durch Braunschweig – Rathaus

Das Braun­schwei­ger Rat­haus ist dann auch mein näch­stes Ziel, das ich nach einem kur­zen Gang durch die Fuß­gän­ger­zo­ne errei­che. Der soge­nann­te Alt­bau wur­de im Stil der Neu­go­tik zwi­schen 1894 und 1900 nach Plä­nen des Stadt­bau­ra­tes Lud­wig Win­ter errich­tet. Zwi­schen 1968 und 1971 wur­de ein moder­ner Neu­bau ange­baut. Weit­hin sicht­bar ist vor allem der 61 Meter hohe Rat­haus­turm. Da die Bau­ko­sten bald die ursprüng­li­che Pla­nung über­stie­gen, wur­de zunächst über­legt, den Turm gar nicht mehr zu errich­ten. Aller­dings war das Fun­da­ment zu jener Zeit bereits gelegt und so wur­de dann auch der Turm gebaut.

Stadtrundgang durch Braunschweig – Burg Dankwarderode und Burgplatz

Gleich hin­ter dem Rat­haus schließt sich der Burg­platz an. Hier befin­det sich die Burg Dank­war­dero­de. Die säch­si­sche Nie­de­rungs­burg war für vie­le Jahr­hun­der­te Resi­dent der Braun­schwei­ger Her­zö­ge. Eine erste Festung der bru­no­ni­schen Gra­fen gab es hier sogar schon im 11. Jahr­hun­dert, doch dar­über ist nicht mehr viel bekannt. Die Burg Dank­war­dero­de wur­de etwa von 1160 bis 1175 für Hein­rich den Löwen erbaut. Woher der Name stammt, ist aber nicht abschlie­ßend belegt.

Das Gebäu­de, das heu­te zu sehen ist, ist aber schon lan­ge nicht mehr die ori­gi­na­le Burg. Die war im 16. Jahr­hun­dert abge­brannt und wur­de schon damals nicht mehr auf­ge­baut, da man solch einen Wehr­bau nicht mehr benö­tig­te. Der Palas wur­de zwi­schen 1616 und 1640 durch einen Neu­bau ersetzt und die rest­li­chen Tei­le der Burg abge­tra­gen. Seit­dem ist die Burg Dank­war­dero­de nur noch auf ein Renais­sance­ge­bäu­de begrenzt. Ab 1808 wur­de die Burg nicht mal mehr von Adli­gen bewohnt, son­dern als Kaser­ne genutzt und fiel 1873 schließ­lich einem Brand zum Opfer. Die Rui­ne soll­te spä­ter abge­ris­sen wer­den, was jedoch durch Bür­ger­pro­te­ste ver­hin­dert wur­de. Im Jahr 1878 erwarb schließ­lich die Stadt die Rui­ne und von 1887 bis 1906 wur­de die Burg auf­wen­dig rekon­stru­iert. Eine wei­te­re Rekon­struk­ti­on wur­de nach dem Zwei­ten Welt­krieg nötig, denn die Burg wur­de im Krieg von einer Bom­be getroffen.

Auf dem Burg­platz zu fin­den ist auch die­ses Modell, das schön die heu­ti­ge Auf­tei­lung zwi­schen den Gebäu­den demonstriert.

Vor der Burg steht der Braun­schwei­ger Löwe. Heu­te ist die Sta­tue nur noch eine Kopie, das Ori­gi­nal ist in der Mit­tel­al­ter­aus­stel­lung inner­halb der Burg zu fin­den. Das Denk­mal stammt bereits aus der zwei­ten Hälf­te des 12. Jahr­hun­derts als Hein­rich der Löwe die­sen über­le­bens­gro­ßen Löwen als Sym­bol sei­ner Macht auf­stel­len ließ. Seit jener Zeit steht er genau an der­sel­ben Stel­le wie noch immer auf dem Burgplatz.

Zwei wei­te­re sehr inter­es­san­te Gebäu­de am Burg­platz sind das Velt­heim­sche Haus (links) und das Hune­bor­stel­sche Haus (rechts). Das Velt­heim­sche Haus ist ein Stadt­pa­lais der adli­gen Fami­lie von Velt­heim, die in der Regi­on vie­le Güter besaß und von der ich auch schon eini­ge Anwe­sen wie das Schloss Velt­heims­burg besucht habe. Erbaut wur­de das Gebäu­de 1573 und ist heu­te neben dem Dom das älte­ste erhal­te­ne Gebäu­de am Burg­platz. Noch älter ist zwar die Fas­sa­de des Hune­bor­tel­schen Hau­ses, die aus dem Jahr 1524 stammt. Doch das Gebäu­de, das für Fried­rich Hune­bor­stel errich­tet wor­den war, stand einst an ande­rer Stel­le. Dort soll­te es jedoch abge­ris­sen wer­den und so kauf­te die Stadt die histo­risch wert­vol­len Tei­le des Gebäu­des und ließ die hier Anfang des 20. Jahr­hun­derts an einem Neu­bau anbringen.

Auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te des Plat­zes ist schließ­lich der Braun­schwei­ger Dom zu fin­den, vor des­sen Fas­sa­de eini­ge unge­wöhn­li­che Bän­ke zu fin­den sind, die zu einer kur­zen Pau­se einladen.

Stadtrundgang durch Braunschweig – Braunschweiger Dom

Mit dem Bau des Braun­schwei­ger Doms wur­de bereits 1173 begon­nen, nach­dem das Got­tes­haus von Hein­rich dem Löwen gestif­tet und zu sei­ner Grab­le­ge bestimmt wur­de. Die Wei­he fand 1226 statt, doch mit war der Bau bei wei­tem nicht abgeschlossen.

Immer wie­der fan­den über die Jahr­hun­der­te An- und Umbau­ten statt, zuletzt zwi­schen 1866 und 1910, als der Dom umfas­send saniert und im Stil des Histo­ris­mus umge­stal­tet wur­de. Seit 1573 ist die zuvor katho­li­sche Kir­che übri­gens ein pro­te­stan­ti­sches Gotteshaus.

Beson­ders bemer­kens­wert sind die Secco-​Malereien, von denen acht­zig Pro­zent noch aus dem Mit­tel­al­ter stam­men. Ursprüng­lich aus­ge­stat­tet wur­de der Dom mit die­sen Wand­bil­dern zwi­schen 1230 und 1250, wobei im 19. Jahr­hun­dert eine Restau­rie­rung statt­fand, bei der teil­wei­se Bil­der ergänzt wur­den. Trotz­dem ist es erstaun­lich, wie gut die Gemäl­de erhal­ten sind. Die beson­ders leuch­ten­den Far­ben sind dabei Ori­gi­na­le, die etwas mehr ver­blass­ten Tei­le eher jün­ge­ren Datums.

Die Dom­or­gel ist dage­gen sehr modern und geht auf ein 1962 ein­ge­bau­tes Instru­ment zurück, das erst 2002/​03 letzt­ma­lig über­ar­bei­tet und moder­ni­siert wurde.

Beson­ders inter­es­sant ist noch das Grab­mal von Hein­rich dem Löwen und sei­ner zwei­ten Frau Mat­hil­de von Eng­land. Wäh­rend sich die Sär­ge in der Kryp­ta befin­den, wur­de vor dem Altar­raum um 1230 die­ses präch­ti­ge Grab­mal auf­ge­stellt. Die Figu­ren zei­gen das Paar in der Blü­te sei­nes Lebens und Hein­rich der Löwe hält in sei­ner rech­ten Hand ein Modell des Braun­schwei­ger Doms, der von ihm zuvor gestif­tet wurde.

Über die Jahr­hun­der­te ist die­ses Grab­mal aber nicht das ein­zi­ge geblie­ben und es sind vie­le ande­re hinzugekommen.

Beson­ders inter­es­sant anzu­se­hen sind noch die Säu­len im Per­pen­di­cu­lar Style, einem für Eng­land typi­schen Bau­stil der Spät­go­tik, der aber in der Zeit des Histo­ris­mus im 19. und Anfang des 20. Jahr­hun­derts ger­ne wie­der­ver­wen­det wurde.

Nach der Besich­ti­gung des Braun­schwei­ger Doms ste­he ich nun wie­der auf dem Burg­platz und will von hier mei­ne Stadt­be­sich­ti­gung wei­ter fort­set­zen. Doch davon erzäh­le ich im zwei­ten Teil die­ser Reportage.

wei­ter zu Teil 2

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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