Condor Business Class Boeing 767: Frankfurt (FRA) – Palma de Mallorca (PMI)
Die Condor Flugdienst GmbH, wie die Airline mit vollständigem Namen heißt, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Gerade in den letzten Jahren stand der deutsche Ferienflieger durch die Insolvenz des Mutterkonzerns Thomas Cook fast selbst vor dem Aus. Doch die Wende wurde geschafft und trotz Rückschlägen durch die Corona-Pandemie gelang ein Neustart in Eigenregie. Seitdem setzt die Condor nicht mehr nur auf Flüge zu Urlaubszielen in Europa und der Karibik, sondern will auch auf Landstrecken nach Nordamerika erfolgreich sein. Grund genug für mich, sich das Angebot einmal genauer anzuschauen.
Mit Condor war ich schon ewig nicht mehr unterwegs. Einer meiner ersten Flüge überhaupt führte mich 1994 mit dem Ferienfliegen nach Griechenland. Danach sollte es über zwanzig Jahre dauern, bis ich überhaupt wieder eine Condor Maschine bestiegen habe. Diese war damals allerdings als Wetlease für EasyJet unterwegs. Inzwischen bietet die Condor aber nicht mehr nur Ferienflüge an, sondern ist auch massiv ins Transatlantik-Geschäft eingestiegen. Somit ist die Airline auch für mich interessanter geworden. Besonders die Ankündigung eines neuen Corporate Designs und die Übernahme der erste Airbus 330 brachten die Airline immer wieder in die Schlagzeilen. Als nun aufgrund der hohen Nachfrage die Langstreckenmaschinen im Sommer 2022 auch auf der Mittelstrecke eingesetzt wurden, habe ich kurzerhand beschlossen, mir die Maschinen von Condor einmal etwas genauer anzuschauen.
Nach Palma de Mallorca sollte es für mich gehen, denn dorthin fliegt die Condor im Sommer 2022 aufgrund der starken Nachfrage und zu Zwecken des Crewtrainings auf ausgewählten Strecken auch mit dem Airbus 330. Soweit so gut. Bei der Buchung entdeckte ich jedoch, dass auch die ältere Boeing 767 eingesetzt wird, bisher das Arbeitspferd des Ferienfliegers auf der Langstrecke. Und da die Tarife in der Business Class sehr günstig waren, habe ich beschlossen, beide Maschinen zu testen. Ein Restrisiko bestand natürlich, denn Condor könnte das Fluggerät wechseln, wie es mir mit Swiss passiert ist, aber das wollte ich eingehen.
Von Darmstadt erreiche ich den Flughafen Frankfurt pünktlich mit dem Airliner, der Expressbus, der die Stadt mit dem Flughafen verbindet. Als ich in die Abflughalle komme, trifft mich erst einmal der Schlag, denn hier ist es brechend voll. Ich kämpfe mich durch die Massen und folge der Beschilderung zum Condor Check-in. Hier ist es erstaunlicherweise recht leer und der Business Class Check-in ist sogar verweist. Die Mitarbeiterin wartet direkt auf Passagiere und händigt mir zügig meine Bordkarte aus.
Auch die Sicherheitskontrolle kann ich dank Fast Track, den Condor seinen Kunden hier in Frankfurt spendiert, sehr schnell hinter mich bringen. Ebenfalls im Ticket inkludiert ist der Loungezugang. Hier arbeitet die Condor mit verschiedenen Lounges zusammen. Dort, wo mein Gate heute liegt, befindet sich aber keine Lounge in der Nähe. Ich hätte vor der Security die LUXX Lounge nutzen können, doch die war noch zu. Die nächste Lufthansa Lounge an den B‑Gates befindet sich jedoch im Non-Schengen Bereich, wohin ich keinen Zutritt habe und so bleibt mir nur der Gang durch den Tunnel zu den A‑Gates, wo mit der dortigen Lufthansa Lounge zusammengearbeitet wird. Hier ist es brechend voll, da am Morgen viele Lufthansa, Star Allianz und auch Condor Flüge abfliegen. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es so für mich zurück den A‑Gates. Normalerweise hätte ich den Weg gar nicht auf mich genommen, doch gab es an den B‑Gates weder genügend Sitzmöglichkeiten noch eine Möglichkeit zu frühstücken, sodass es hier schnell äußerst unbequem wurde.
Erst rund eine Stunde vor dem Abflug wurde das Gate geöffnet und die Passagiere meines Fluges haben dann erst Zugang zu Sitzmöglichkeiten bekommen. Als ich auf der Lounge komme, ist aber auch hier schon wieder alles voll. Irgendwie sind die Gates nicht auf große Maschinen ausgelegt. Nun gut, eine knappe halbe Stunde überlebe ich auch so.
Condor 1498
Frankfurt (FRA) – Palma de Mallorca (PMI)
Abflug: 07:50 Uhr
Ankunft: 09:55 Uhr
Dauer: 2:05 Stunden
Flugzeug: Boeing 767
Sitz: 3K (Business Class)
Die nächste Überraschung folgt dann beim Boarding. Nachdem Familien mit Kleinkinder an Bord sind, darf nicht etwa die Business Class einsteigen, sondern man beginnt mit den hinteren Reihen der Economy Class. Danach folgen die vorderen Reihen. Business Class Passagiere müssen bis zum Schluss warten und dürfen erst als Letztes an Bord.
Die Business Class der Condor in der Boeing 767 verfügt über drei Reihen mit je sechs Sitzen, die in Zweierpaaren positioniert sind. Die Kabine ist sehr offen gestaltet und die Sitze befinden sich in einer Schale.
Ich habe auf der rechten Seite der Kabine den Fensterplatz in der letzten Reihe reserviert. Da die Kabine nicht ausgebucht ist, habe ich hier beide Sitze für mich. Ansonsten würde man mit einem Mitpassagier schon sehr dicht zusammensitzen, da es nur zwei dünnen Armlehnen zwischen den Sitzen gibt.
Allerdings gibt es eine dünne Trennwand, die zwischen den Sitzen ausgezogen werden kann. Dadurch werden die Sitze zwar etwas getrennt, aber eine echte Privatsphäre bietet die kleine Wand nicht.
Recht klein sind auch die Gepäckfächer der Boeing 767. Schon ein normaler Bordtrolley passt nur noch quer und mit etwas Mühe hinein, besonders an den Seiten, wo die Klappen nicht sehr weit zu öffnen sind.
Besonders an den Mittelsitzen kann man schön sehen, wie offen das Design der Kabine ist. Durch die sehr dünnen Armlehnen ragt man da auch schnell mal in den Gang. Dazu sind die Sitze auch nicht sonderlich breit, sodass man eher das Gefühl hat, in einem modernen Premium Economy Sitz zu sitzen.
Zu jedem Sitz gehört ein eigener Monitor, der in der Verschalung des Vordersitzes untergebracht ist. Die Monitore können weder angekippt noch anderweitig verstellt werden. Das Entertainmentsystem ist nicht sehr umfangreich und die meisten Filme sind schon etwas älter.
Bedient wird das Entertainmentsystem mit einer kleinen Fernbedienung, die sich links im Sitz befindet und herausgenommen werden kann. Etwas beschwerlich ist die genaue Bedienung mit dem winzigen Trackpad.
In der Mitte zwischen den Sitzen befindet sich ein kleiner Cocktailtisch und dahinter ist die Bedienung für den Sitz zu finden. Damit kann der Sitz in viele verschiedene Positionen verstellt werden.
Unter dem Tisch zwischen den Sitzen befinden sich zwei Steckdosen.
Der Fußraum der Sitze ist nicht besonders groß und etwas seltsam schräg geformt, da sich der Sitz nicht ganz in ein flaches Bett verwandeln lässt, sondern etwas abgeschrägt bleibt, wie es in älteren Modellen der Business Class früher oft der Fall war. Die sogenannten Rutschen gibt es neben der Condor nur noch bei ganz wenigen Airlines.
Während die letzten Startvorbereitungen laufen, werde ich an Bord von einem Flugbegleiter und dem Purser herzlich begrüßt. Dazu gibt es ein Begrüßungsgetränk. Zur Wahl stehen Champagner oder Orangensaft.
Anschließend werden noch ein Desinfektionstuch sowie ein kleines Geschenk verteilt. Ein Amenity Kit gibt es auf dem kurzen Flug nach Mallorca nicht, allerdings liegt auf jedem Sitz ein großes und sehr bequemes Kissen.
Nachdem die letzten Startvorbereitungen abgeschlossen sind, wird noch das Sicherheitsvideo gezeigt und dann machen wir uns auch schon auf den Weg nach Mallorca.
Auf dem Weg zur Rollbahn geht es wieder an einigen interessanten Flugzeugen vorbei, darunter eine Boeing 757 der Condor sowie eine Maschine der Kuwait Air Force.
Der Start erfolgt heute von der Startbahn West, die direkt nach Süden zeigt. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich hier zum letzten Mal gestartet bin, sodass das für mich schon aufgrund der anderen Ausblicke sehr interessant ist.
An Bord werden schon wenige Minuten nach dem Start die Anschnallzeichen ausgeschaltet und die Crew kommt mit Kopfhörern durch die Kabine. Diese sind allerdings nur In-Ear-Kopfhören der billigsten Sorte. Verpackt sind sie in einer Papiertüte mit Condor Logo.
Kurze Zeit später beginnt der erste Getränkeservice. Ich bestelle einen Tee sowie eine Coke Zero. Coke light gibt es leider auch bei Condor nicht an Bord. Serviert werden die Getränke in Plastik bzw. Pappbechern. Porzellan und Gläser gibt es nicht, die Crew erklärt mir jedoch auf Nachfrage, dass demnächst neues Geschirr mit dem neuen Branding angeschafft werden soll.
Während wir die Grenze zur Schweiz überqueren, schaue ich mir das Entertainmentsystem genauer an. Viel mehr zu entdecken gibt es jedoch auch nicht, denn das Programm ist einfach nicht sehr umfangreich.
Als der Service beginnt, klappe ich den Tisch heraus. Dieser befindet sich in der Armlehne und kann nicht geteilt werden, ist aber sehr stabil. Aufstehen ist während des Service allerdings nicht möglich.
Als Nächstes werden Tischdecken verteilt. Diese sind allerdings nicht aus Stoff, sondern einer Art Krepp-Papier.
Das Essen für diesen Flug habe ich übrigens schon online vorbestellt, was nach der Buchung jederzeit möglich ist. Und das ist auch gut so gewesen, denn was die Condor nicht verrät, an Bord gibt es sonst nur eine einzige Mahlzeit ohne Auswahl. Nur wer vorbestellt, kann aus verschiedenen Gerichten wählen. Ich habe mich für das herzhafte Frühstück entschieden, das auf einem Tablett und noch mit Aludeckel serviert wird.
Etwas billig sieht das schon aus, Essen auf einem Plastikteller und dann auch noch mit Holzbesteck. Das erinnert mich doch schon sehr an meinen Flug mit Eurowings Discover auf die Kanaren.
Allerdings stelle ich fest, dass das Essen immerhin sehr gut schmeckt. Das Rührei ist fluffig und auch die Kartoffelstückchen, die Wurst und der Schinken schmackhaft. Bei diesem Frühstück kann man wirklich nicht falsch machen.
Während ich also mein Frühstück verspeise, blicke ich doch immer wieder aus dem Fenster, denn unter uns sind gerade der Genfer See und die Stadt Genf zu sehen.
Als süßer Happen wird zum Frühstück noch eine kleine Schachtel mit zwei Muffins serviert.
Unter dem Flugzeug zieht derweil Frankreich vorbei und ich kann aus der Luft die Stadt Grenoble erkennen.
Ich nutze die Zeit und suche einen der Waschräume auf. Insgesamt verfügt die Business Class über zwei Waschräume, die sich beide im vorderen Teil der Kabine befinden. Die Waschräume sind sehr einfach ausgestattet und es steht lediglich Seife und etwas Lotion bereit.
Zwar bräuchte ich sie auf diesem kurzen Flug nicht wirklich, doch natürlich möchte ich kurz die Liegeposition des Sitzes ausprobieren. Der Sitz lässt sich, wie schon eingangs erwähnt, nicht komplett flach stellen. Etwa 165 Grad beträgt der Neigungswinkel, sodass vor allem im Beinbereich eine leichte Schräge entsteht. Am Fußende gibt es eine verstellbare Stütze, sodass man nicht komplett herunterrutscht. Unbequemer als den Neigungswinkel empfinde ich aber die Enge des Sitzes. Eigentlich kann man hier nur auf dem Rücken einigermaßen bequem liegen. Zum Drehen bleibt kaum Platz.
Ziemlich schnell muss ich den Sitz dann zurück in die Ausgangsposition bringen, denn nach gut neunzig Minuten startet bereits unser Landeanflug auf Palma de Mallorca. Wir fliegen die Insel heute entlang der Westküste an, auf die ich aber aufgrund des doch sehr diesigen Wetters noch einen mittelmäßigen Ausblick habe.
An Bord laufen derweil die Vorbereitungen für die Landung und die Crew verteilt noch eine kleine Schachtel mit Pralinen.
Ich habe zur selben Zeit einen schönen Ausblick auf Port de Soller und die Bucht mit den zwei Leuchttürmen. Kurze Zeit später erkenne ich die Küste rund um Son Marroig, das Anwesen des Erzherzog Ludwig Salvator, das ich auf einer früheren Reise besichtigt habe.
Schließlich fliegen wir im Süden der Insel eine Linkskurve über die Berge und den Süden der Insel. Schade, dass es so diesig ist und der Blick nicht besonders klar.
Pünktlich landen wir nach nicht einmal zwei Stunden Flugzeit auf dem Flughafen von Palma de Mallorca, wo mir als Erstes ein Condor Airbus in den neuen Farben ins Auge springt.
Als wir den Terminal erreichen, sehe ich am Gate neben uns eine weitere Condor Maschine. Dieses Mal ist es einer der vier Airbus 330, die die Condor zu Trainingszwecken und in Vorbereitung auf die Auslieferung der eigenen Airbus 300–900neo geleast hat. Die früheren Etihad Maschinen tragen nur am Seitenleitwerk die neuen Condor Farben im Streifendesign sowie ein kleines Logo und den Schriftzug. Wenn alles nach Plan geht, werde ich mit einer dieser Maschinen meinen Rückflug antreten.
Jetzt aber ist es erstmal Zeit von Bord zu gehen. Ich verabschiede mich von der tollen Crew, die den Spirit von Condor wirklich super herübergebracht hat. Man ist stolz auf den geglückten Neustart und will nun zu einer zweiten deutschen Fluggesellschaft wachsen, die nicht mehr nur Ferienziele bedient. Mit der neuen Business Class könnte das durchaus gelingen. Ich aber werfe erst einmal noch einen letzten Blick auf die Boeing 767, die bisher das Arbeitspferd der Condor auf der Langstrecke war. Rund 26 Jahre sind die dreizehn Maschinen inzwischen alt, aber immer noch gut in Schuss. Bis 2024 sollen sie jedoch alle durch neue Airbus 330 ersetzt werden.
Fazit: Zwar bin ich in der Boeing 767 Business Class der Condor nur nach Mallorca geflogen, doch konnte ich mir zumindest vom Sitz und der Kabine schon einen umfassenden Eindruck verschaffen. Die Kabine ist gut gepflegt und man sieht ihr das Alter kaum an. Der Sitz ist jedoch inzwischen hoffnungslos veraltet, doch die Condor hat die Zeichen der Zeit erkannt und wird in Kürze nicht nur auf neue Flugzeuge, sondern auch auf neue Sitze umsatteln. Dieser jedoch fällt für mich vor allem durch seine Enge auf. Man hat kaum Platz sich zu bewegen und er erinnert eher an eine moderne Premium Economy, denn an eine Langstrecken Business Class.
Der Service an Bord war super. Die Crew freundlich und auch zu kurzen Gespräche aufgelegt. Das Angebot in der Business Class innerhalb Europas war für mich allerdings etwas enttäuschend. Das beginnt schon damit, dass nirgendwo erwähnt wird, dass man sein Essen zwingend vor dem Flug auswählen muss, wenn man denn Auswahl wünscht. Besonders Plastikbecher und ‑geschirr sowie Holzbesteck sind einer Business Class dann aber doch unwürdig. Hoffentlich wird das wirklich bald geändert, wie von der Crew berichtet.
Normalerweise bekommt man aber auch bei Condor auf diesen Strecken nur Economy Sitze mit freiem Mittelplatz, sodass das Softprodukt an Bord umso mehr überzeugen sollte. Ich bin gespannt, was sich da noch alles bei Condor ändern wird, denn die Airline befindet sich nach turbulenten Jahren noch immer im Umbruch und erfindet sich gerade neu.
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Mallorca so schön. Toller Erfahrungsbericht;)
Aurelio