Mittsommer Remise 2022 in Vorpommern – zwischen Peene und Tollensetal
Zur Mittsommer Remise öffnen in Mecklenburg-Vorpommern immer für ein Wochenende im Juni viele Guts- und Herrenhäuser ihre Pforten. Während der Samstag traditionell dem Landesteil Mecklenburg gehört, ist am Sonntag Vorpommern dran. Für mich ging es 2022 in die Region zwischen Peene und Tollensetal, wo ich wieder einige interessante Orte entdeckt habe.
Schloss Schmarsow
Meine Rundfahrt zur Mittsommer Remise 2022 in Vorpommern startet im kleinen Ort Schmarsow, wo sich in der Ortsmitte das gleichnamige Schloss befindet. Schmarsow wurde bereits 1249 erstmalig als Rittergut der Familie von Maltzahn erwähnt und Ende des 17. Jahrhunderts an Philipp Joachim von Parsenow verkauft. Er war es, der das heutige Schloss errichten ließ. Die Baumaterialien bekam er größtenteils von der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Burg Osten.
Im 19. Jahrhundert starb die Familie von Parsenow jedoch aus und nun sahen die von Maltzahn ihre Chance gekommen, den Besitz zurückzubekommen. Schließlich wurde er der Kummerower Linie zugesprochen, doch es kam immer wieder zu Streit, sodass Schmarsow 1855 an Woldemar von Heyden-Cartlow verkauft wurde. Die Familie blieb bis zur Enteignung 1945 Eigentümer.
Nach dem Krieg kam das Gebäude in den Besitz der Gemeinde Schmarsow, die hier Wohnungen, einen Jugendclub, einen Konsum sowie die Gemeindeverwaltung unterbrachte. Erst im Jahr 2000 verkaufte die Gemeinde das Schloss auf einer Auktion. Das beste Gebot gaben der Politologe und Bildungsforscher Falk Fabich und die Architektin Andrea Ruiken aus Berlin ab, die seit dem Eigentümer sind und das Schloss umfassend renovierten. Und sie sind es auch, die anlässlich der Mittsommer Remise die Türen zu ihrem Heim öffnen.
Auf einem Rundgang führt Falk Fabich persönlich durch das Haus und erzählt von der jahrelangen Sanierung und wie man zunächst die Ferienwohnungen fertigstellte, da diese ein regelmäßiges Einkommen generieren. Zwei der Wohnungen können an diesem Tag auch angeschaut werden, da sie nicht belegt sind.
Das fünfzig Quadratmeter große Apartment „Grün” befindet sich im Erdgeschoss und kann bis zu vier Personen beherbergen. Einst befand sich hier das Büro der Gutssekretärin.
Im ersten Obergeschoss befindet sich ein großer Saal mit originaler Holzdecke. Hier werden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt, die öffentlich zugänglich sind.
Vom Saal kommen wir in das Treppenhaus, das sich über alle Stockwerke spannt. Doch bevor wir uns hier etwas mehr umschauen, zeigt der Hausherr noch eine zweite Ferienwohnung.
Das Apartment „Gelb” ist siebenundvierzig Quadratmeter groß und für zwei Personen ausgelegt. Auch hier wurde die Wohnung sorgsam ausgestattet und durch interessante Accessoires ergänzt.
So stammt die Doppelschiebetür zum Schlafzimmer ursprünglich aus einem Wohnhaus der frühen Gründerzeit in Berlin.
Zurück im Treppenhaus schauen wir uns noch die historische Treppe an und Falk Fabich erklärt, dass sich diese früher in einer anderen Position befunden hat und während der Sanierung versetzt wurde.
Wieder im Erdgeschoss, führt uns der Hausherr noch durch einige weitere Räume, die auch für Gäste geöffnet sind. Dazu gehören das Esszimmer sowie das Jagdzimmer.
Etwas besonders ist dann auch diese Tür zum Billardzimmer, die von den zwei Soldaten flankiert wird. Ein echter Hingucker, der von den meisten Besuchern fotografiert wird.
Umgeben ist das Schloss von einem kleinen Garten, der aber heute nur noch einen Bruchteil des ehemaligen Gutsgartens umfasst. Der wurde nach der Enteignung größtenteils ausgesiedelt, sodass nichts weiter erhalten ist. Dafür reichen die umliegenden Grundstücke heute bis fast an das Schloss heran.
Schloss Kartlow
Nicht zur Mittsommer Remise geöffnet war Schloss Kartlow, doch da sich das wunderschöne Herrenhaus auf dem Weg befand, habe ich trotzdem kurz angehalten, denn auch dieser Ort ist reich an Geschichte. Urkundlich erwähnt wurde Kartlow erstmalig bereits 1249 und zu jener Zeit gab es hier bereits ein Festes Haus. Bereits Ende des 13. Jahrhundert wurde die Familie von Heyden mit dem Anwesen belehnt. Im Dreißhjährigen Krieg wurde das alte Wohngebäude jedoch zerstört und es wurde anschließend ein Haus in Fachwerkbauweise errichtet, in dem die Familie von Heyden bis ins 19. Jahrhundert lebte. Erst Woldemar von Heyden ließ dieses Haus Mitte des 19. Jahrhunderts abreißen und einen Neubau errichten.
Woldemar von Heyden hegte den Wunsch, seinen Besitz wie eine englische Grafschaft zu betreiben. Und dazu gehörte natürlich auch ein repräsentatives Herrenhaus, dass er zwischen 1853 und 1859 erbauen ließ. Architekt war der Schinkel-Schüler Friedrich Hitzig. Der Garten wurde nach Plänen von Lenné angelegt. Bereits 1856 zog die Familie in das Haus und schon wenige Jahre später bekam das Herrenhaus auch seinen Platz in einem Bildband von Alexander Duncker.
Rund 650 Jahre lebte die Familie von Heyden in Kartlow bis auch sie 1945 enteignet wurde. Anschließen wurde das Anwesen zunächst als Erholungsheim für Sowjetsoldaten genutzt. Später wurde Wohnungen eingerichtet, in die zunächst Flüchtlinge einzogen und die bis 1990 bewohnt waren. Auch einen Konsum sowie einen Gemeindesaal gab es im Schloss. Nach der Wende wurde es saniert und es gab hier zunächst auch Ferienwohnungen. Nach einem weiteren Eigentümerwechsel ist Schloss Kartlow inzwischen Haupthaus eines Gestüts mit Sportpferdezucht und leider nicht mehr öffentlich zugänglich.
Schloss Neetzow
Weiter geht es für mich nun zum Schloss Neetzow, das wiederum heute auch geöffnet hat. Das Herrenhaus ist zwar noch nicht sehr alt, hat aber schon eine recht bewegende Geschichte hinter sind. Und die wird heute von keinem geringeren erzählt als dem Enkel des letzten Besitzers vor der Enteignung 1945. Wie es dazu kam, da erfahre ich auf der Führung durch das Haus.
Auch Schloss Neetzow ist eines jener Häuser, das im Bildband von Alexander Duncker zu finden ist. Während viele Häuser zu jener Zeit schon Jahrhunderte alt waren, war Neetzow sozusagen ein Neubau.
Erst um das Jahr 1805 kamen Land und Dorf in den Besitz der aus Holstein stammenden Familie von Kruse. Wilhelm von Kruse ließ schließlich von 1848 bis 1851 das Herrenhaus nach einem Entwurf von Friedrich Hitzig erbauen und einen englischen Landschaftspark anlegen. Die Ziegel für den Bau kamen aus der familieneigenen Ziegelei.
Um 1880 übernahm August von Kruse das Anwesen, der mit Lily von Heyden aus dem Hause Cartlow verheiratet war. Letzter Besitzer vor der Enteignung war schließlich Wolf-Eginhard von Kruse, der ein bewegtes Leben führte. Über seine Eskapaden wird noch heute im Dorf gesprochen. Der Gutsherr schrieb nach der Enteignung auch ein Buch, das einen guten Einblick in sein Leben gewährt.
Nach dem Krieg wurde das Herrenhaus leider geplündert und fast das gesamte Mobiliar entwendet oder zerstört. Kamine, Stuckelemente sowie Böden und Decken blieben aber erstaunlicherweise zu großen Teilen erhalten. Der Grund dafür ist wohl aus, dass das Haus nie zu Wohnzwecken, für Flüchtlinge oder als Gemeindehaus genutzt wurde. Vielmehr war hier von 1952 bis 1962 zunächst das staatliche Folklore-Ensemble der DDR beheimatet. Das Ensemble hatte Auftritte in der ganzen Welt und das Schloss wurde für die Ausbildung der Tänzer genutzt. Anschließend zog das Institut für Agrarökonomik der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in das Gebäude, das hier bis 1991 blieb.
Die folgenden Jahre waren dann die wohl schwersten für das Haus, dass in den 90ern leer stand und langsam zu verfallen drohte. So investierte die Familie von Kruse aus dem eigenen Vermögen rund 80.000 D‑Mark für Notreparaturen, obwohl sie nicht Eigentümer des Besitzes war. Man fühlte sich aber dem ehemaligen Eigentum verpflichtet. Erst 2001 wurde das Haus verkauft und die Kruses bekamen schließlich ihre Investition zurück. Der neue Eigentümer baute das Haus zu einem Hotel um und ließ es aufwendig sanieren.
Eines der Prachtstücke des Hauses erstrahlt seitdem auch wieder in altem Glanz, der kreisrunde Festsaal mit der aufwendig verzierten Decke und dem ebenso kostbaren Holzfußboden.
Aber nochmal zurück zur Geschichte des Hauses, die erst 2021 nochmals eine unerwartete Wendung nahm. Das Hotel, das erst in den 2000er Jahren eröffnet wurde, musste aufgrund der Coronapandemie schließen und Neetzow schaute einmal mehr in eine ungewisse Zukunft. Doch dann entdeckte Philipp Skaar, dass das Anwesen seines Großvaters wieder einmal ohne Nutzung war und kurzerhand entschloss er sich, den Hotelbetrieb zu übernehmen. So hat Schloss Neetzow nun wieder für Übernachtungsgäste geöffnet und zur Mittsommer Remise führt der Ur-ur-ur-Enkel des Erbauers die Gäste durch das Haus.
An einigen Stellen sieht man im Haus aber auch noch ein paar Sünden der Vorbesitzer, denn die sind mit den kostbaren Böden und anderen Verzierungen nicht immer sehr pfleglich umgegangen. Die neuen Betreiber sind jetzt dabei, das Haus einmal mehr behutsam zu restaurieren und das bei laufendem Betrieb. Einiges ist schon fertig, doch vieles muss auch noch erledigt werden.
Ein ganz interessanter Raum ist übrigens dieser Saal. Hier fanden wohl die meisten Umbauarbeiten nach dem Krieg statt, denn eigentlich erstreckte sich der Raum über zwei Etagen. Während der Nutzung durch das Folklore-Ensemble wurde jedoch eine Zwischendecke eingezogen, um zwei Tanzsäle zu bekommen. Und während der Saal im Erdgeschoss recht schlicht wirkt …
… entfaltet er im Obergeschoss seine ganze Pracht. Was hier aber ganz deutlich auffällt, die opulente Decke würde besser in einen großen Saal passen, wie er früher bestand. Trotzdem ist sie ein wunderschönes Meisterwerk, das an erst ganz frisch restauriert wurde. An einige Stellen sind die Arbeiten auch noch nicht ganz abgeschlossen.
Vom Saal im ersten Obergeschoss hat man dann auch wieder Zugang zum Herzen des Hauses, dem runden Saal. Der besitzt hier eine Empore, von der sich sowohl die Decke als auch der Fußboden besonders gut bewundern lassen.
Zu guter Letzt zeigt uns der Hausherr auch noch eines der Gästezimmer im Schloss. Neunundzwanzig gibt es insgesamt und die sind derzeit fast immer ausgebucht. Die Ausstattung ist eher modern gehalten und auch etwas Geschmackssache.
Zurück ins Erdgeschoss geht es über die historische Treppe, die der Partner des neuen Schlossherrn in mühevoller Kleinarbeit restauriert hat. Und das ist wirklich gelungen, denn sie sieht einfach toll aus.
Nach rund einer Stunde endet die Führung schließlich da, wo sie begonnen hat, in der Eingangshalle des Hauses, die heute auch die Hotelrezeption beherbergt.
Gutshaus Stolpe
Ein Hotel gibt es auch im Gutshaus Stolpe, das mein nächstes Ziel ist. Diese Unterkunft gehört sogar zur exklusiven Veranstalter Relais & Châteaux und bietet ein dementsprechend luxuriöses Ambiente. Schon die Zufahrt ist ein Erlebnis, denn eine alte Kopfsteinpflasterallee führt vom Tor bis zum Gutshaus.
Die Geschichte des Gutes geht bis in das Hochmittelalter zurück. Damals gab es hier ein Kloster, von dem noch heute eine Ruine in der Nähe existiert. Das Gut, wie es jetzt zu sehen ist, ist allerdings viel, viel jünger. Über die Jahrhunderte wechselten in Stolpe viele Male die Besitzer, bis es 1807 zur preußischen Staatsdomäne wurde. Doch auch das war noch nicht das Ende, denn die Besitzerwechsel gingen weiter, bis das Gut in den 1850er Jahren Bülowscher Besitz wurde.
Die Familie von Bülow ließ in den 1850 das Gutshaus erbauen, lebte aber nie selbst hier. Stattdessen wurde ein Verwalter eingesetzt, der das Gutshaus bewohnte. Erst nach dem Ersten Weltkrieg zog mit Hans von Bülow ein Familienmitglied auf das Gut. Er und seine Frau Sophie, geb. v. Maltzan, Freiin zu Wartenberg und Penzlin hatten jedoch keine Nachkommen und nach dem Tod seiner Frau adoptierte er im Jahre 1921 die damals 17jährige Ursula v. Maltzan, Freiin zu Wartenberg und Penzlin, eine Nichte seiner Frau. Und diese Nichte heiratete nun Kurt Stürken, der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammte und das damals hoch verschuldete Gut sanierte. Auch die Familie Stürken wurde 1945 schließlich enteignet.
Damit hätte die Familiengeschichte auf dem Gut enden können, doch das tut sie nicht. Während der DDR wurde aus dem Gut eine LPG und das Gutshaus zum Verwaltungsgebäude und Lehrlingswohnheim. Doch bereits kurz nach der Wende, am 3. Januar 1990, kehrte Kurt Stürken, der zweitjüngste Sohn von Kurt und Ursula Stürken, erstmals an den Ort zurück, an dem er die ersten zehn Jahre seines Lebens verbracht hatte. Wenig später kaufte er von der Treuhand das elterliche Gut zurück und begann es zu einem Hotel umzubauen, das 1996 eröffnete. Inzwischen wird das Gut bereits von der nächsten Generation geführt.
Da das Hotel im Sommer gut gebucht ist, kann ich leider nur kleine Teile des Gebäudes ansehen und einen Blick in den Garten werfen. Eine Führung hätte es an diesem Sonntag zwar gegeben, doch dafür bin ich bedauerlicherweise schon zu spät dran. So fällt mein Besuch recht kurz aus und ich fahre bald weiter.
Wasserschloss Quilow
Das Wasserschloss Quilow macht von außen inzwischen wieder einen sehr guten Eindruck, nachdem es durch jahrelangen Leerstand fast verloren gewesen wäre. Doch die noch recht junge „Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern” hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Herrenhaus vor dem Verfall zu retten.
Ganz anders ist der Eindruck jedoch, wenn man in das Gebäude geht. Hier bekommt man einen richtigen Schreck, in welchem Zustand sich das Gebäude befindet. Vor allem ist schlecht zu sagen, was wirklich noch saniert werden soll und was in diesem Zustand erhalten bleibt, denn eine vollständige Sanierung ist wohl nicht angedacht.
Aber zurück zur Geschichte, die in den einzelnen Räumen erzählt wird. Noch im 15. Jahrhundert gehörte Quilow dem Kloster Stolpe, bevor 1485 als Lehen an Hans und Claus von Owstin übergeben wurde. Deren Nachkomme Roleff von Owstin erbaute wohl zwischen 1560 und 1570 das Wasserschloss. Im Jahr 1855 starb die männliche Linie der Owstinen auf Quilow mit August Philipp von Owstin jedoch aus und ging per Los an dessen dritte Tochter Sophia Carolina Friederike und ihren Ehemann. Nach ihrem Tod stand Quilow von 1885 bis 1920 zum ersten Mal leer, bis ein Nachfahre mit einer Sanierung begann, die mit der Enteignung 1945 jedoch ein abruptes Ende fand.
Nach dem Krieg wurden im Schloss Wohnungen, eine Poststelle und eine Turnhalle für die örtliche Schule eingerichtet. Während des Umbaus wurde auch der Wassergraben zugeschüttet, was zu statischen Problemen führte. Ungeachtet dessen wurde das Gebäude jedoch bis 1992 genutzt und dann leer gezogen. Der anschließende Versuch der Gemeinde das Schloss zu privatisieren scheiterte jedoch, sodass die Stiftung Denkmalschutz eine erste Notsicherung durchführte, die schließlich umfangreicher war als gedacht, denn die statischen Schäden waren enorm. Erst mit der Übernahme durch die Stiftung im Jahr 2007 ging die Sanierung schließlich voran und seit 2020 ist das Schloss nun erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich.
Schloss Brook
Noch eine komplette Ruine ist das Schloss Brook, das mein letzter Stopp auf dieser Rundfahrt sein soll. Das Gut selbst ist auch hier sehr alt und gehörte bis 1652 der Familie Buggenhagen, die zum Uradel in Vorpommern gehörte, bis sie in jenem Jahr im Mannesstamm ausstarb. Anschließend wechselten mehrmals die Besitzer, bis 1705 Christian von Linden das Gut übernahm. Dessen Enkel, ein preußischer Generalmajor, ließ 1770 das Herrenhaus erbauen. Da er keine Nachkommen hatte, erbte zunächst seine Witwe und 1808 ein Stiefneffe das Anwesen. Dieser gründete 1810 in Brook ein Gestüt.
Nur wenige Jahre später kam das Gestüt jedoch in die Hände der Familie von Senkendorf, denn Hans von Seckendorff, war seit 1837 mit Emilie von Gentzkow-Broock vermählt, und sie wiederum die einzige Erbin. Zwischen 1840 und 1850 wurde das Haus nach den Entwürfen von Friedrich August Stüler im neugotischen Stil umgebaut und gleichzeitig ein von Peter Joseph Lenné entworfener Landschaftsgarten angelegt. Das Gestüt aber wurde trotzdem sehr erfolgreich weitergeführt.
Und die Zeichen jener Zeit sind bei genauerem Hinschauen an vielen Gebäuden zu entdecken, denn die Gutsanlage ist in ihrer Gänze erstaunlich gut erhalten.
Das Gut selbst erlitt jedoch dasselbe Schicksal wie so ziemliche alle Güter im Osten, es wurde 1945 enteignet. Anschließend wurde das Herrenhaus geplündert und Flüchtlinge einquartiert. Später kamen ein Konsum, eine Schule und die Gemeindeverwaltung hinzu. In den 1970er Jahren wurde das Anwesen jedoch an den VEB Kranbau Eberswalde verkauft, der hier eine Ferienanlage plante. Das wurde jedoch 1980 aufgegeben und so stand das Gebäude fortan leer. Das öffnet Tür und Tor für weitere Plünderungen. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde entfernt und so bliebt 1990 nur noch eine leere Hülle zurück.
Im Jahr 1998 wurde die Gutsanlage erstmalig durch die Treuhand verkauft. Der neue Eigentümer schaffte es jedoch nicht, das Anwesen zu sanieren. So stand die Gutsanlage bereits Mitte der 2000er Jahre wieder zum Verkauf und auch zwei Zwangsversteigerungen im Jahr 2014 brachten keinen neuen Eigentümer. Erst 2017 erwarb Architekt Stefan Klinkenberg aus Berlin Schloss Brook und die umliegenden Gebäude. Er plant nur den Ausbau zu einem Kultur- und Tagungszentrum und hat inzwischen zumindest Notsicherungsmaßnahmen und einige erste Umbauten vorgenommen.
Zur Mittsommer Remise sind nicht nur einige der Räume wieder zugänglich, es sind auch Ausstellungsstücke zu sehen, die ihren Weg zurück nach Brook gefunden haben. Viel ist es nicht, doch die wenigen Stücke können anhand von Fotografien genau zugeordnet werden.
Auf jeden Fall muss auf Schloss Brook noch sehr viel getan werden, bis die Gebäude hier wieder nutzbar sind und es bleibt abzuwarten, ob der Eigentümer es diesmal schafft, seine Visionen umzusetzen. Zu wünschen wäre es, denn es wäre wirklich schade, wenn dieses wunderschöne Ensemble weiter verfallen würde.
Mit diesem Besuch endet meine Rundfahrt zu den nordischen Guts- und Herrenhäusern, die anlässlich der Mittsommer Remise 2022 geöffnet hatten. Die nächste Veranstaltung ist für den 17. und 18. Juni 2023 geplant und dann hoffe auch ich wieder einige interessante historische Gebäude besuchen zu können.
Schloss Schmarsow, Schmarsow 41, 17129 Kruckow
Schloss Kartlow, Kartlow 46, 17129 Kruckow
Schloss Neetzow, Am Schlosspark 4, 17391 Neetzow-Liepen
Gutshaus Stolpe, Peenstraße 33, 17391 Stolpe an der Peene
Wasserschloss Quilow, Quilow 45/46, 17390 Groß Polzin
Schloss Brook, Gutshof, Broock 1–13, 17129 Alt Tellin
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