Schlösser und Herrenhäuser rund um Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern

Eine neue Schlösser- und Her­ren­haus­tour führ­te mich wie­der ein­mal nach Mecklenburg-​Vorpommern. Das von mir besuch­te Gebiet im süd­li­chen Lan­des­teil ist rela­tiv klein, hat aber eini­ge inter­es­san­te Orte zu bie­ten, dar­un­ter eine Burg mit inter­es­san­ter Geschich­te und ein Jagd­schloss in wun­der­schö­ner Seelage.

Schloss Weisdin

Mei­ne Rund­fahrt beginnt ganz im Süd­osten von Meck­len­burg. Hier, unweit der Lan­des­gren­ze, befin­det sich das Schloss Weis­din. Der Ort befand sich von 1387 bis 1761 im Besitz der Fami­lie Peck­atel, deren Stamm­sitz sich im nahen Schloss Peck­atel befand. Das Vor­gän­ger­ge­bäu­de sowie fast das gesam­te Dorf brann­ten 1740 nie­der, sodass ein Neu­bau nötig wurde.

Gott­hard Carl Fried­rich von Peck­atel ließ 1749 die­ses Her­ren­haus im Stil des Barocks errich­ten. Da herr­schaft­li­che Gebäu­de mit dem gro­ßen Walm­dach wur­de jedoch nicht lan­ge von der Fami­lie bewohnt, denn schon 1761 ver­kauf­te Peck­atel alle sei­ne Besitz­tü­mer an den Her­zog von Mecklenburg-​Strelitz, da er selbst fünf Töch­ter, aber kei­nen Sohn hatte.

Das Gut wur­de anschlie­ßend ver­pach­tet und der jewei­li­ge Päch­ter wohn­te im Guts­haus, Eigen­tü­mer blieb aber der Her­zog. Noch heu­te ist das Wap­pen des Her­zogs über dem Ein­gangs­por­tal zu sehen.

Nach dem Ende der Mon­ar­chie im Jahr 1918 ging das Anwe­sen an den Frei­staat Mecklenburg-​Strelitz und zu DDR-​Zeiten befan­den sich das Kul­tur­haus, eine Gast­stät­te und eine Schu­le im Gebäu­de. Inzwi­schen befin­det sich das Schloss aber wie­der in Pri­vat­be­sitz, wur­de 1997 umfas­send saniert und wird inzwi­schen pri­vat bewohnt.

Das Haus kann auch von der Gar­ten­sei­te über den Zaun ange­schaut wer­den. Hier ist beson­ders der Win­ter­gar­ten mit Frei­trep­pe inter­es­sant, der erst im 20. Jahr­hun­dert ange­baut wurde.

Auf einer histo­ri­schen Auf­nah­me aus dem Jahr 1900 ist sehr schön zu erken­nen, wie das Haus ver­än­dert wur­de. Damals gab es weder die Dach­fen­ster noch den Win­ter­gar­ten mit auf­ge­setz­ter Terrasse.

Gutshaus mit Walmdach am Seeufer

Groß­her­zog­li­ches Schloss Weis­din um 1900

Schloss Weis­din befin­det sich direkt am Ufer des Mit­tel­sees, der sich auf der Gar­ten­sei­te erstreckt. Am gegen­über­lie­gen­den Ufer ist auch die Rui­ne der Burg der Peck­atels zu fin­den, nur lei­der ist der Wan­der­weg dort­hin in so schlech­tem Zustand, dass ich sie nicht errei­chen konn­te. Das wer­de ich ein ande­res Mal noch ein­mal versuchen.

Am ande­ren Ende der Schloss­al­lee befin­det sich die klei­ne Kir­che des Ortes, die zur sel­ben Zeit wie das Guts­haus erbaut wurde.

Jagdschloss Prillwitz

Nur weni­ge Kilo­me­ter wei­ter befin­det sich der klei­ne Ort Pril­l­witz, in dem gleich zwei inter­es­san­te Gebäu­de zu fin­den sind. Ich par­ke gleich gegen­über des Guts­hau­ses Pril­l­witz, das lan­ge Zeit das Wohn­haus des Gutes war. Einst gehör­te das Gut eben­falls der Fami­lie Peck­atel, wur­de jedoch zunächst an die Fami­lie von Heyde­breck, spä­ter an die Fami­lie von Malt­zahn ver­kauft. Letz­ter nicht könig­li­cher Besit­zer war die Fami­lie von Bre­dow, die das Anwe­sen 1795 an Her­zog Carl verkaufte.

Das viel bekann­te­re Jagd­schloss, das sich gleich gegen­über des Guts­hau­ses und am Ufer des Lieps­sees befin­det, wur­de erst 1888 bis 1890 im Jugend­stil erbaut.

Auf­trag­ge­ber war Erb­groß­her­zog Adolf Fried­rich V., der sich neben dem alten Guts­haus die­ses neue Schloss erbau­en ließ.

Nach 1945 wur­de auch die­ses Gebäu­de ent­eig­net und geplün­dert. Wenig spä­ter zogen zunächst Flücht­lin­ge ein, 1955 wur­de es von Ener­gie­kom­bi­nat Neu­bran­den­burg über­nom­men und zu einem Feri­en­ob­jekt umge­baut. Wäh­rend die­ser Zeit wur­den eini­ge bau­li­che Ver­än­de­run­gen vor­ge­nom­men und der Turm abge­ris­sen. Nach der Wen­de wur­de im Schloss zunächst ein Hotel eröff­net, das von 1995 bis 2006 in Betrieb war. Anschlie­ßend gab es eine wei­te­re Reno­vie­rung und auch der Turm wur­de wie­der auf­ge­baut. Heu­te kann das Schloss für Ver­an­stal­tun­gen, Film­auf­nah­men oder auch Über­nach­tun­gen gemie­tet werden.

Wäh­rend das Schloss nur von außen besich­tigt wer­den kann, ist der Park öffent­lich zugäng­lich. Vom See­ufer führt eine klei­ne Dreh­tür im Zaun in den Park, der sich zwi­schen Lieps und Schloss erstreckt.

Der Park eig­net sich sehr schön für einen klei­nen Spa­zier­gang und an vie­len Stel­len sind auch Skulp­tu­ren, die Jagd­sze­nen zei­gen, zu finden.

Neben dem Schloss und dem Guts­haus sind auch noch eini­ge Neben­ge­bäu­de und Stal­lun­gen erhal­ten, die heu­te aber nicht mehr zum Anwe­sen gehören.

Schlossgarten Neustrelitz

Der Schloss­gar­ten von Neu­stre­litz ist heu­te wie­der ein präch­ti­ger Park und erstrahlt in altem Glanz, seit­dem er zwi­schen 2011 und 2019 auf­wen­dig saniert wur­de. Wie gut das gelun­gen ist, kann man sich auf einem Rund­gang anschau­en. Ich star­te mei­nen vor dem Hirsch­tor, das den Über­gang zum Tier­gar­ten bil­det. Es wur­de 1824 bis 1826 errich­tet, um den natur­be­las­se­nen Tier­gar­ten, in dem hei­mi­sche Tie­re heu­te ein Rück­zugs­ge­biet fin­den, vom Schloss­gar­ten zu trennen.

In unmit­tel­ba­rer Nähe des Tores befand sich einst das Resi­denz­schloss Neu­stre­litz. Von dem Ensem­ble erhal­ten ist aller­dings nur noch das west­lich Kava­liers­haus, das nach einem schwe­ren Brand 1945 als ein­zi­ges unbe­schä­digt bliebt und somit nicht abge­ris­sen wur­de. Ver­nach­läs­si­gung und Leer­stand setz­ten dem Gebäu­de den­noch stark zu und erst eine Sanie­rung in den Jah­ren 2012 und 2013 ließ das Gebäu­de wie­der erstrah­len. Heu­te wird es als Stra­ßen­ver­kehrs­amt genutzt.

Auf die­ser histo­ri­schen Auf­nah­me ist das Kava­liers­haus schön mit dem Schloss und sei­nem öst­li­chen Pen­dant zu sehen. Erbaut wur­de es zwi­schen 1832 und 1834 nach Plä­nen des Schinkel-​Schülers Fried­rich Wil­helm But­tel. Das Resi­denz­schloss selbst ent­stand ursprüng­lich zwi­schen 1726 und 1731 und ist hier noch ohne sei­ne Erwei­te­run­gen zu sehen.

Schloss Neu­stre­litz, Litho­gra­phie von der Tie­de­mann Hof Stein­drucke­rei, 1843.

Zwi­schen 1865 und 1905 wur­de das Resi­denz­schloss Neu­stre­litz mas­siv erwei­tert und umge­baut. In jener Zeit erhielt es auch sei­nen mar­kan­ten Turm. Das gesam­te Gebäu­de wur­de im April 1945 durch einen Brand stark beschä­digt und 1949 schließ­lich abge­ris­sen. Inzwi­schen gibt es aber einen Resi­denz­schloss­ver­ein, der sich für den Wie­der­auf­bau einsetzt.

Schloss Neu­stre­litz, Post­kar­te, 1915

Um den im 18. Jahr­hun­dert errich­ten Schloss­neu­bau wur­de natür­lich ein Schloss­gar­ten ange­legt, zunächst im Stil des Barocks und mit einer gro­ßen Sicht­ach­se, die bis heu­te erhal­ten geblie­ben ist. Die Gar­ten­an­la­ge selbst wur­de aller­dings im 19. und 20. Jahr­hun­dert grund­le­gend umge­baut und erwei­tert. Und in die­sem Stil ist sie auch heu­te wie­der zu erleben.

Auf der gro­ßen Rasen­flä­che in der Sicht­ach­se ste­hen ein­zel­nen Skulp­tu­ren und eine gro­ße Vase, die nach einem Ori­gi­nal von Fried­rich Dra­ke ange­fer­tigt wur­de. Am Ende der Sicht­ach­se steht der Hebe­tem­pel, der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts von Fried­rich Wil­helm But­tel als Blick­fang auf der Sicht­ach­se errich­tet wurde.

Der Tem­pel wur­de als Rund­bau mit Ioni­schen Säu­len und einer Decken­ma­le­rei nach Ent­wür­fen des Ber­li­ner Deko­ra­ti­ons­ma­lers Bern­hard Wil­helm Rosen­dahl gestaltet.

In sei­ner Mit­te steht eine Skulp­tur der grie­chi­schen Göt­tin Hebe, der Göt­tin der Jugend. Das 1796 geschaf­fe­ne Ori­gi­nal steht heu­te in einem Muse­um in Ber­lin und in Neu­stre­litz ist nach der Sanie­rung des Tem­pels eine Kopie zu sehen.

Der Blick vom Tem­pel über die Sicht­ach­se zeigt den Platz, an dem einst das Resi­denz­schloss gestan­den hat. Rech­ter Hand kann man gut das ein­zig erhal­te­ne Kava­liers­haus erkennen.

Ich gehe dort­hin zurück und umrun­de das Kava­liers­haus, das auch von sei­ner Rück­sei­te sehr schön anzu­schau­en ist.

Hin­ter dem Kava­liers­haus beginnt der Land­schafts­gar­ten, der im 19. Jahr­hun­dert auf einer ehe­ma­li­gen Schloss­kop­pel ent­stand. Nach Rat­schlä­gen von Peter Joseph Len­né wur­de das Are­al schließ­lich in einen eng­li­schen Land­schafts­gar­ten umgewandelt.

Auf dem Weg durch den Park kom­me ich am 1846 errich­te­ten Mar­stall vor­bei. Das zwei­ge­schos­si­ge Back­stein­ge­bäu­de beher­berg­te einst eine Reit­hal­le und die Stal­lun­gen sowie Wohn­räu­me für das Per­so­nal. Spä­ter wur­de der Bau lan­ge als Turn­hal­le genutzt und wird inziw­schen eben­falls grund­le­gend saniert. Anschlie­ßend soll es hier einen Ver­an­stal­tungs­saal sowie Pro­ben­räu­me für das nahe Thea­ter geben.

Ich set­ze nun mei­nen Weg durch den Land­schafts­park fort, der mit sei­nen vie­len unter­schied­li­chen Bäu­men und ver­schlun­ge­nen Wegen einen ganz beson­de­ren Reiz auf die Besu­cher ausübt.

Auf einem Hügel steht der Lui­sen­tem­pel, der 1891 als Gedächt­nis­stät­te für die im Jahr 1810 auf Schloss Hohen­zie­ritz ver­stor­be preu­ßi­sche Köni­gin Lui­se von Mecklenburg-​Strelitz errich­tet wur­de. Als Bau­ma­te­ri­al wur­de schle­si­scher Sand­stein genutzt, der innen mit inta­lie­ni­schem Mar­mor ver­klei­det wurde.

In der Mit­te des Tem­pels steht eine Kopie des 1827 von Chri­sti­an Dani­el Rauch geschaf­fe­nen Sar­ko­phags mit der dar­auf ruhen­den Gestalt der Köni­gin. Das Ori­gi­nal ist noch heu­te im Mau­so­le­um im Schloss­park Char­lot­ten­burg zu finden.

Im Park zu fin­den ist noch ein wei­te­rer Sar­ko­phag, der aber nur deko­ra­ti­ve Bedeu­tung hat. Der soge­nann­te Orest­sar­ko­phag ist die Kopie eines römi­schen Stein­sar­ko­phags des­sen Ori­gi­nal sind noch immer im Vati­kan befin­det. Die Abgüs­se wur­den 1854 in Rom erwor­ben und damit die­se Kopie in Neu­stre­litz erschaf­fen, die aller­dings anders als da Ori­gi­nal, nicht auf Stein­fü­ßen ruht und einen spitz zulau­fen­den Deckel hat.

Mein letz­ter Stopp ist die Göt­ter­al­lee, an der Sta­tu­en vie­ler grie­chi­scher Göt­ter zu fin­den sind und die direkt zur Oran­ge­rie führt. Die­se ist momen­tan aller­dings lei­der kom­plett ein­ge­rü­stet, da sie bis 2023 restau­riert wird. So wer­de ich wohl irgend­wann ein­mal zurück­keh­ren müs­sen, um mir dann das frisch reno­vier­te Gebäu­de aus der Nähe anschau­en zu können.

Burg Wesenberg

Die Burg Wesen­berg ist eine hoch­mit­tel­al­ter­li­che Turm­hü­gel­burg, die ursprüng­lich zwi­schen 1200 und 1276 erbaut wur­de. Von der ori­gi­na­len Anla­ge ist aller­dings nur noch der Berg­fried und die an ihn anschlie­ßen­de Mau­er erhal­ten. Erbau­er war Fürst Niko­laus von Wer­le, der die Burg zum Schutz der Stadt Wesen­ber­ge errich­ten ließ.

Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wur­de die Burg stark zer­stört und in der Fol­ge unbe­wohn­bar. Schon 1677 wur­de sie als stark ver­fal­len beschrie­ben. Erst 1752 ging das Burg­ge­län­de an die her­zog­li­che Kam­mer und um 1812 wur­de das ursprüng­li­che Wohn­haus durch einen schlich­ten Bau ersetzt, der in der Fol­ge zwei­mal abbrann­te und wie­der auf­ge­baut wur­de. Ab den 1950er Jah­ren wur­de das Haus von der Forst­ver­wal­tung genutzt und heu­te befin­den sich das Frem­den­ver­kehrs­amt sowie ein klei­nes Muse­um in der Burganlage.

Hausbrücke Ahrensberg

Kein Her­ren­haus, aber ein schö­ner klei­ner Stopp unter­wegs, ist die Haus­brücke Ahrens­berg, die die ein­zi­ge noch erhal­te­ne Brücke die­ser Art in Nord­deutsch­land ist. Sie befin­det sich abseits der gro­ßen Stra­ßen und nur ein klei­ner Weg­wei­ser zeigt die Rich­tung zur Brücke, die am Ende einer Sack­gas­se liegt.

Erbaut wur­de die Haus­brücke im Jahr 1928 und erin­nert mich sehr an mei­ne Rei­sen nach Neu­eng­land und Penn­syl­va­nia, wo noch es noch heu­te vie­le die­ser Brücken gibt. Die klei­ne Brücke ist nach einer Reno­vie­rung zwi­schen 2013 und 2014 inzwi­schen wie­der in einem sehr guten Zustand und kann sogar mit dem Auto befah­ren werden.

Nur führt der Weg über die Brücke inzwi­schen nir­gend­wo mehr hin, son­dern endet an einem Wald­park­platz, wo nur noch das Wen­den bleibt. Trotz­dem macht es Spaß, die klei­ne Brücke auch befah­ren zu kön­nen und es ist schön, dass das denk­mal­ge­schütz­te Bau­werk für die Öffent­lich­keit zugäng­lich ist.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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