Schlösser und Herrenhäuser westlich von Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

Die­se Tour zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern führt in den süd­li­chen Lan­des­teil von Mecklenburg-​Vorpommern. West­lich der Stadt Neu­bran­den­burg mit ihrer histo­ri­schen Stadt­be­fe­sti­gung haben vie­le Adli­ge ihre Güter gehabt und sich reprä­sen­ta­ti­ve Häu­ser erbaut. 

Burg Penzlin

Mein erstes Ziel, die alte Burg Penz­lin, sieht auf den ersten Blick gar nicht so alt aus, doch gegrün­det wur­de sie bereits um 1220. Damals lag sie in einer Grenz­la­ge zwi­schen den deut­schen und den sla­wi­schen Sied­lern und gehör­te den Für­sten Wer­le als Zweit­re­si­denz. Ab 1501 war die Burg der Stamm­sitz der Fami­lie von Maltzan.

Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wur­de die Burg jedoch schwer beschä­digt und ver­fiel anschlie­ßend immer mehr. Bereits im 18. Jahr­hun­dert war sie unbewohnbar.

Im Jahr 1941 wur­de die Burg an die Stadt Penz­lin ver­kauft, die noch heu­te Eigen­tü­mer ist. Das Gebäu­de wur­de zunächst zu Wohn­zwecken aus­ge­baut und ein Muse­um ein­ge­rich­tet. Nach der Wen­de wur­de die Burg auf­wen­dig saniert und heu­te befin­det sich hier ein Burg­mu­se­um mit dem Schwer­punkt Hexen­ver­fol­gung in der frü­hen Neuzeit.

Neue Burg Penzlin

Nörd­lich der alten Burg ist die neue Burg zu fin­den, die ab 1810 als Wohn­ge­bäu­de errich­tet wur­de, nach­dem die alte Burg nicht mehr bewohnt wer­den konn­te. Als Bau­ma­te­ri­al wur­de Stei­ne der alten Stadt­mau­er sowie eines Burg­sturms ver­wen­det. Von 1816 bis 1929 wohn­te der hier ansäs­si­ge Zweig der Fami­lie von Malt­zan in die­sem Gebäude.

Im Zuge der Welt­wirt­schafts­kri­se gin­gen die Güter der Fami­lie in Penz­lin jedoch insol­vent und das kost­ba­re Inte­ri­eur sowie das Haus wur­den in Ber­lin ver­stei­gert. Nach 1945 wur­de die Neue Burg zu einer Schu­le umge­baut. In die­ser Zeit ver­schwan­den vie­le histo­ri­sche Ele­men­te. Auf alten Auf­nah­men ist das Her­ren­haus noch mit sei­nen Ver­zie­run­gen zu sehen, die im Lau­fe der Jah­re durch Umbau­ten ver­lo­ren gingen.

Schloss Penz­lin, Post­kar­te, 1905

Ent­fernt wur­de damals der Bal­kon und sämt­li­che Stuck-​Elemente, auch die Zin­nen am Dach, die erst nach der letz­ten Reno­vie­rung wie­der hin­zu­ge­fügt wur­den, um dem Gebäu­de etwas vom alten Glanz zurückzugeben.

Schloss Penz­lin, Post­kar­te, um 1915

In den 90er Jah­ren wur­de die Schul­nut­zung zunächst auf­ge­ge­ben und es bestand die Gefahr, dass das Gebäu­de dem Ver­fall über­las­sen wird. Ein neu­es Kon­zept sah jedoch den Umbau zum Bür­ger­zen­trum vor, der Anfang der 2000er Jah­re erfolgte.

Vom klei­nen Park neben der Neu­en Burg hat man einen schö­nen Aus­blick auf die Alte Burg und die dahin­ter lie­gen­de Stadt.

Schloss Mallin

Auf die Fami­lie von Malt­zan trifft man in Meck­len­burg so ziem­lich über­all und so ist es kaum ver­wun­der­lich, dass sie seit dem 15. Jahr­hun­dert bis 1857 auch Eigen­tü­mer des Gutes Mal­lin waren. Das heu­ti­ge Her­ren­haus stammt jedoch von spä­te­ren Besit­zer, den Baro­nen von Hauff, die das Anwe­sen 1869 erwar­ben. Die Fami­lie stamm­te aus ursprüng­lich aus Alt­schwa­ben und wur­de 1563 von Kai­ser Fer­di­nand I. in den Adels­stand berufen.

Das Her­ren­haus wur­de von 1870 bis 1871 im Stil­mix aus Neo­ba­rock und Neo­re­nais­sance errich­tet. Bis zur Ent­eig­nung 1945 leb­te die Fami­lie auf dem Anwe­sen, das nach dem Krieg als Wohn­ge­bäu­de, Kin­der­gar­ten, Künst­ler­ate­lier und Gast­stät­te genutzt wur­de. Mit der Wen­de war die­se Nut­zung been­det und das Gebäu­de seit 1991 dem Ver­fall preis­ge­ge­ben. Erst 2007 began­nen zag­haf­te Sanie­rungs­maß­nah­men, die seit 2017 fort­ge­setzt wer­den. In Zukunft sol­len in dem Gebäu­de Woh­nun­gen ent­ste­hen. Bis heu­te ist davon jedoch wenig zu erken­nen und die Bau­ar­bei­ten schei­nen mehr oder weni­ger ein­ge­schla­fen zu sein.

Schloss Chemnitz

Nur weni­ge Kilo­me­ter wei­ter steht ein wei­te­res Guts­haus, das Schloss Chem­nitz. Von 1702 bis zur Ent­eig­nung 1945 befand sich das Gut durch­gän­gig im Besitz der Fami­lie von Kling­gräff, die auch das Her­ren­haus errich­ten ließ.

Der erste Bau­ab­schnitt begann bereits 1703, damals noch ohne die mar­kan­ten Tür­me. Die bekam das Haus erst wäh­rend sei­nes letz­ten Umbaus Anfang des 20. Jahr­hun­derts. Der Gar­ten­saal mit Frei­trep­pe ent­stand hin­ge­gen schon im 19. Jahrhundert.

Am Dach­gie­bel sind noch die Reste der Fami­li­en­wap­pen zu sehen.

Das frei­lie­gen­de Mau­er­werk zeugt von zahl­rei­chen Umbau­ten. In jün­ge­rer Zeit wur­den eini­ge weni­ge Fen­ster erneu­ert, doch anson­sten scheint eine ange­dach­te Reno­vie­rung auch zu stocken.

Am Mau­er­werk ist noch zu erken­nen, dass sich zu DDR-​Zeiten unter ande­rem ein Kon­sum in dem Gebäu­de befun­den hat, das anson­sten auch zu Wohn­zwecken und von der Gemein­de­ver­wal­tung genutzt wurde.

Über dem Haupt­ein­gang zum Gebäu­de ist noch heu­te zu lesen: „1912 WERNER FRIEDRICH BAUTE DIES HAUS ZWEI JAHRHUNDERTE GINGEN EIN UND AUS CONRAD WOLLTs IN SEINEM SINN VOLLENDEN MÖGE GOTT UNS SEINEN SEGEN SPENDEN”.

Gleich neben dem Schloss ist noch ein altes Tor­haus zu fin­den, das eben­falls unter Denk­mal­schutz steht und reno­viert wer­den müss­te. Inzwi­schen gibt es aber Hoff­nung, denn seit zwei Jah­ren hat das Schloss Chem­nitz neue Besit­zer, die dem alten Guts­haus nun neu­es Leben ein­hau­chen wollen.

Gutshaus Klein-​Helle

Noch recht gut intakt ist das Gut Klein-​Helle, des­sen Län­de­rei­en bereits 1316 erst­ma­lig erwähnt wur­den. Damals leb­te hier das Geschlecht der Mug­ges­feld. Ein erstes Her­ren­haus wur­de jedoch von der bereits erwähn­ten Fami­lie von Malt­zahn zwi­schen 1725 und 1733 errich­tet. In den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten wech­sel­ten häu­fig die Besit­zer, bis das Gut 1898 vom Fabri­kan­ten Carl Schwa­nitz aus Ber­lin erwor­ben wurde.

Schwa­nitz gab dem Her­ren­haus sowie dem gan­zen Ort sein heu­ti­ges Aus­se­hen. Er ließ die Hof­vor­fahrt anbau­en sowie zwei Tür­me auf der Gar­ten­sei­te. Zu DDR-​Zeiten befand sich im Gebäu­de ein Kin­der­heim, heu­te ist es wie­der in pri­va­ter Hand und wird teil­wei­se bewohnt.

Wäh­rend des Umbaus durch Carl Schwa­nitz wur­de auf der Gar­ten­sei­te auch ein halb­run­der Vor­sprung gebaut, der zum Saal gehört und reich ver­ziert wur­de. Hin­ter dem Haus erstreckt sich ein gro­ßer Guts­park, der um 1900 neu ange­legt wur­de, inzwi­schen aber lei­der ziem­lich ver­wil­dert ist. Lei­der kann ich davon kei­ne Bil­der zei­gen, da mir ein Blick auf die Rück­sei­te des Gebäu­des von den Eigen­tü­mern ver­wehrt wur­de. Aller­dings sind auf ande­ren Web­sites eini­ge Bil­der von der Gar­ten­sei­te zu finden.

An der Zufahrt zum Guts­haus sind noch die alten Stal­lun­gen des Tra­ber­ge­stüts zu sehen, das Carl Schwa­nitz hier errich­ten ließ. Es gehör­te vor gut hun­dert Jah­ren zu den bedeu­tend­sten Tra­ber­ge­stü­ten des Lan­des und ver­füg­te sogar über eine eige­ne Rennbahn.

Gutshaus Mölln

Ein noch etwas selt­sa­mes Bild gibt das Guts­haus Mölln ab, das teil­wei­se kom­plett saniert wur­de, wäh­rend der Anbau noch auf Reno­vie­rung war­tet. Das ursprüng­li­che Guts­haus wur­de bereits im 18. Jahr­hun­dert erbaut, als das Gut einer Fami­lie Schuck­mann gehör­te. Der nörd­li­che Anbau kam jedoch erst 1908 hin­zu, als Ernst Wal­ter als Eigen­tü­mer geführt wird. Nach der Ent­eig­nung wur­de das Haus bis 1993 als Schu­le genutzt und stand danach leer, soll­te sogar abge­ris­sen wer­den. Schließ­lich nahm sich jedoch die Gemein­de des Hau­ses an und ließ es zwi­schen 2004 und 2009 sanie­ren. Beim Anbau wur­de zunächst nur der Putz ent­fernt, um das alte Fach­werk frei­zu­le­gen. Im Guts­haus befin­den sich heu­te ein Bür­ger­zen­trum, das Gemein­de­bü­ro sowie eine Cafe­te­ria und eine Gästewohnung.

Gutshaus Groß Helle

Sehr schön saniert wur­de auch das Guts­haus Groß Hel­le. Das Anwe­sen befand sich ab dem 15, Jahr­hun­dert in den Hän­den der Fami­lie von Malt­zan, anschlie­ßend gab es wech­seln­de Eigen­tü­mer. Letz­ter Besit­zer von 1816 bis 1945 war die Fami­lie von Flüg­ge, die das im 18. Jahr­hun­dert erbau­te Guts­haus im heu­ti­ge Stil umbau­en ließ. Nach der Ent­eig­nung dien­te das Haus als Kin­der­gar­ten, Kul­tur­haus und zu Wohn­zwecken. Anschlie­ßend stand es vie­le Jah­re leer, bis das Haus 2008 auf einer Auk­ti­on einen neu­en Besit­zer fand. Die­ser ließ es auf­wen­dig reno­vie­ren und zu Feri­en­woh­nun­gen umbauen.

Schloss Wrodow

Fährt man von Groß Hel­le über eine klei­ne Neben­stra­ße nach Wod­row, ist schon von Fer­ne das impo­san­te Schloss Wod­row zu sehen, das sich über dem klei­nen Dorf erhebt.

Wro­dow war vie­le Jahr­hun­der­te kein selbst­stän­di­ger Her­ren­sitz, son­dern ledig­lich ein Neben­gut, das einst eben­falls der Fami­lie von Malt­zan zuzu­ord­nen war. So gab es hier lan­ge auch kein Her­ren­haus. Das änder­te sich erst nach 1707, als das Gut eigen­stän­dig wur­de. Seit 1817 war Wod­row im Besitz der Fami­lie Neu­mann, die das Her­ren­haus um 1860 im noch heu­te zu sehen­den Stil eines Schlos­ses ausbaute.

Es ist ein wah­rer Glücks­fall, dass Wod­row über­haupt so gut erhal­ten ist, denn nach der Ent­eig­nung 1945 wur­de das Gebäu­de kaum genutzt und konn­te nur durch das Enga­ge­ment der Bevöl­ke­rung erhal­ten wer­den. Im Jahr 1993 kauf­ten der Jugend­rich­ter Frank Bau­er, die Reli­gi­ons­leh­re­rin Bri­git­te Gross und der Künst­ler Syl­ve­ster Ant­o­ny das Schloss und lie­ßen es zunächst auf­wen­dig sanie­ren. Anschlie­ßend eröff­ne­ten sie es als Kunst­schloss und so wird es auch heu­te noch genutzt.

Schloss Gevezin

Das ehe­ma­li­ge Rit­ter­gut Geve­zin exi­stiert schon seit 1311 und war lan­ge Zeit im Besitz der Fami­lie Peck­atel. Das heu­ti­ge Her­ren­haus wur­de aller­dings erst 1912 für die Adels­fa­mi­lie von Buen­ger errich­tet, die bis 1945 Eigen­tü­mer des Gutes war. Nach dem krieg ging das Haus in Gemein­de­be­sitz über und wur­de für Wohn­zwecke sowie als Kon­sum genutzt. Bereits 1990 erwarb der Ber­li­ner Rich­ter Karl-​Heinrich Gehricke das Anwe­sen und ließ es sanie­ren. Er stell­te hier sei­ne umfas­sen­de India­ner Samm­lung aus. Nach sei­nem Tod im jahr 2010 wur­de das Muse­um noch kurz­zei­tig von sei­nem Sohn wei­ter­ge­führt. Inzwi­schen ist der Zugang zum Anwe­sen aller­dings nicht mehr mög­kich und es scheint aus­schließ­lich als pri­va­tes Wohn­haus genutzt zu werden.

Gutshaus Gädebehn

Das Guts­haus Gäde­behn ist eines der weni­gen Guts­häu­ser, das man kaum suchen muss. Schon bei einer Fahrt auf der B104 von Neu­bran­den­burg sticht das inzwi­schen schön reno­vier­te Gebäu­de ins Auge. Das heu­ti­ge Her­ren­haus ist um 1850 ent­stan­den, auch wenn das Gut selbst schon viel län­ger exi­stier­te. Zu DDR-​Zeiten gab es im Haus Woh­nun­gen, einen Kin­der­gar­ten und einen Kon­sum. Nach der Wen­de erwarb die Fami­lie Men­de das Haus und rich­te­te hier den Dorf­krug sowie Gäste­zim­mer ein. Mit dem Tod des Eigen­tü­mers muss­te der Betrieb jedoch ein­ge­stellt wer­den. Erst im Jahr 2015 fan­den sich neue Eigen­tü­mer, die eine erneu­te Sanie­rung vor­nah­men und das Haus jetzt zu Wohn­zwecken nutzen.

Auf die­ser Schlösser- und Her­ren­häu­ser Tour west­lich von Neu­bran­den­burg habe ich wie­der vie­le inter­es­san­te Gebäu­de ken­nen­ler­nen kön­nen. So habe ich einen wei­te­ren klei­nen Teil der über zwei­tau­send Guts­häu­ser in Mecklenburg-​Vorpommern besucht, doch noch immer ste­hen vie­le auf der Liste und so wird die­se Ent­deckungs­rei­se auf jeden Fall fort­ge­setzt werden.

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Betty

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